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Eine gesellschaftliche Entscheidung
Man verleugnet damit die Tatsache, daß es zur 40-Stunden-Woche kommen wird, jedoch in der Bundeskammer keineswegs. Man will nur als Rufer in der Wüste darauf verwiesen haben, daß eine „gesellschaftliche Entscheidung“ eben wirtschaftliche Einbußen nach sich ziehen könnte, und zwar nicht nur in einer Minderung der Zuwachsrate bei den Einkommen, sondern auch beim Zuwachs des Bruittonationalprodukts. 1959 brachte die Verkürzung der Arbeitszeit um 6,3 Prozent oder 3 Stunden, während jetzt die Verkürzung der generalkollektivlichen Normalarbeitszeit nur 11 Prozent betragen würden. Und wieder greift man auf ausländische Beispiele zurück, um zu zeigen, daß die 40-Stunden-Woche zwar kommen wird, aber daß ihre Einführung doch sehr problematisch sei. Etappenweise Regelungen wären die einzige Möglichkeit, die wirtschaftlichen Einbußen in erträglichen Grenzen zu halten, mahnt man in Richtung Sozialistische Partei mit erhobenem Finger. Denn Finnland zum Beispiel hätte fünf Jahre gebraucht, um eine Verkürzung von fünf Stunden zu erreichen, und früher bezahlte freie Tage wären dort noch zusätzlich aufgehoben worden. Auch genehmigte Pausen wären ein Opfer dieses relativ schnellen Schrittes gewesen. Andere Länder haben für derartige Reduktionen sogar bis zu zehn Jahre gebraucht.
In der so arbeitsamen Schweiz aber denkt man derzeit nicht an weniger arbeiten, sondern an erhöhten Wohlstand und mehr Geld auf der Kante. Das Fragezeichen „40-Stunden-Woche“ aber wird aus dem „Sozialparadies“ Schweden am deutlichsten. Denn dort hat man, obwohl an Feiertagen ärmer als das mit bezahlten freien Tagen gesegniete Österreich, zwei arbeitsfreie Tage, und zwar den Draiköniigstag und den Chnisti-Himmelfahrts-Tag, permanent auf einen Samstag in der entsprechenden Kalenderwoche verlegt, um die Arbeitswoche nicht unterbrechen zu müssen. Mit derartigem sehr vorsichtigem Lavieren zur kürzeren Arbeitszeit haben die schwedischen Sozialisten den wahlkampfintensiiven österreichischen Kollegen von der Linken aber wenig Freude gemafcht.
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