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Über den Schatten springen!

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Am 7. September ließen Politiker allef Lager Bundeskammerpräsident Rudolf Sallinger anläßlich seines 65. Geburtstages hochleben. Fast die gesamte Regierungsmannschaft stellte sich ein, um diesen Mann und sein politisches Wirken zu würdigen, seine Verdienste für Wirtschaft und Arbeitsplätze.

Tags darauf tönte es ganz anders: Die Partei, der Sallinger als Spitzenfunktionär angehört, strebe mit ihrer Forderung nach einem Kurswechsel das Gegenteil dessen an, was die SPÖ will: also Arbeitslosigkeit statt Vollbeschäftigung. Fehlen nur noch der Rentenklau und 1934.

Diese Ouvertüre für die Sondersitzung des Nationalrates verheißt wenig Gutes. Da wurde so falsch gespielt, daß die Hoffnung auf eine sachliche Wirtschaftsdebatte auf ein Minimum gesunken ist. Je größer die Probleme sind, desto grobschlächtiger und polemischer wird die politische Diskussion geführt.

Doch ist weder Sallinger über Nacht zum übelwollenden Bösewicht geworden noch plant die Volkspartei das, was ihr jetzt Sozialisten zu unterstellen versuchen. In der SPÖ weiß man das sogar sehr genau.

Ein Sozialist, konkret Ferdinand Lacina, der Kabinettschef und wirtschaftspolitische Berater von Kanzler Bruno Kreisky, hat nämlich ein Expertenpapier über die wirtschaftspolitischen Vorstellungen der beiden großen Parteien als Grundlage für Sachgespräche zusammengestellt.

Und siehe da: In ganz wesentlichen Punkten herrscht durchaus Ubereinstimmung. Was noch fehlt, ist das Einvernehmen, welche der Programmpunkte nun vorrangig verwirklicht werden sollen.

Die Parteien, heißt das im Klartext, könnten zu einer gemeinsamen Wirtschaftspolitik finden, wenn sie nur wollten.

Gibt es da wirklich noch eine Frage, worüber der Nationalrat in der Sondersitzung am Donnerstag reden soll? Worüber denn, wenn nicht darüber?

„Unsere Gabe, Schwierigkeiten zu überwinden, ist größer, als wir selbst manchmal glauben", gab sich Bundespräsident Rudolf Kirchschläger zuletzt bei der Eröffnung der Wiener Herbstmesse optimistisch. Und er glaubt an die Bereitschaft, die Wirtschaftsprobleme gemeinsam und partnerschaftlich zu lösen.

Das würden alle gerne glauben. Jetzt liegt es an den Parteien, über ihre eigenen Schatten zu springen: An die Stelle des gegenseitigen Mißtrauens und Heruntermachens muß ein Klima des Vertrauens treten. Auch die anderen wollen Gutes.

Das zu akzeptieren, sollte sich nicht nur auf sicher ehrlich gemeinte Geburtstagswünsche beschränken. Diese Haltung sollte auch die tagespolitische Auseinandersetzung prägen.

Wir oder das Chaos? In Zeiten wie diesen ist das die falsche Alternative.

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