Den Managern fehlt es an Moral

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Das erste Lachsbrötchen ist ein Genuss; auch das zweite mundet vorzüglich; beim dritten macht sich schon der Anflug eines Sättigungsgefühls bemerkbar. Spätestens beim sechsten ist dann unwiderruflich Schluss. Es schmeckt nicht mehr. Die Ökonomen bezeichnen das nüchtern als das „Gesetz vom abnehmenden Grenznutzen“. Je mehr man von einem Gut hat, das man nicht unbedingt benötigt, als desto geringer wird der persönliche Nutzen empfunden. In jüngster Zeit haben wir gelernt, dass es dabei eine Ausnahme gibt: Geld. Hier gilt eine andere Regel: Je mehr Geld ein Mensch hat, desto gieriger wird er.

Das ist für sich genommen nichts Verwerfliches. Aber wenn die Gier im weltweiten Wettlauf außer Kontrolle gerät, wird es gefährlich. Dann stehen hinter den Milliardentransaktionen keine realen Werte mehr, dann muss die Blase irgendwann platzen.

Genau das ist jetzt passiert. Aber lassen sich die Ursachen des weltweiten Finanzdebakels wirklich auf einen so einfachen Nenner bringen, wie die Zyniker sagen? Wo waren die Gesetze und die Kontrollorgane?

Die Gesetze jedenfalls wurden – meistens – brav eingehalten. Jedoch wurde niemals ernsthaft hinterfragt oder gar geregelt, ob es moralisch vertretbar ist, ohne jede wirtschaftliche Notwendigkeit (und nahezu ohne Einsatz von Eigenmitteln, also fast ohne jedes Risiko) zu spekulieren.

Bis eine solche Blase platzt, herrscht Kirtagsatmosphäre. Schon bei Jack Welch ist nachzulesen: „Man bekommt, was man misst, und vor allem das, was man belohnt.“ Wenn das Maß aller Dinge also die Quartalsgewinne sind, werden die Manager eben ihre ganze Energie in die Steigerung dieser Gewinne investieren. An der Spitze der Managementpyramide winken Millionengagen, wenn die Kurse boomen. Im Mittelmanagement achten die Vorgesetzten darauf, dass die Vorgaben erfüllt werden. Wer nicht mittut, fliegt raus. Dass die erfolgsgetriebenen Manager jetzt gefeuert werden, weil die Banken pleite sind oder zumindest die hasardierenden Sparten auflösen, steht auf einem anderen Blatt. Mit Moral hat beides nichts zu tun.

Nun kommen die Staaten mit Steuergeldern für die Spekulationsverluste der Banken auf und garantieren Spareinlagen. So finanzieren sie im Nachhinein noch die Gehälter der Manager. Von denen viele an der Krise schuld sind und jetzt in der Karibik sitzen und noch ein Lachsbrötchen genießen.

Gier

Wenn man immer mehr Geld machen will und kann, dann helfen auch gut gemeinte Wohlverhaltenskodizes – auf Neudeutsch „Code of Conducts“ – nichts.

„Nie wurde hinterfragt, ob es moralisch vertretbar ist, ohne jede wirtschaftliche Notwendigkeit zu spekulieren.“

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