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Hitlers Gefolgschaft

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DAS HEER UND HITLER. Armee und nationalsozialistisches Regime 1933 bis 1940, Beiträge zur Militär- und Kriegsgeschichte, Band 10. Von Klaus-Jürgen M üller. Herausgegeben vom Militärgeschichtlichen Forschungsamt, 712 Seiten, DM 38.—.

Der Verfasser, heute wissenschaftlicher Direktor und Dozent an der Stabsakademie der Deutschen Bundeswehr, hat auf Grund eingehender Aktenstudien in den einschlägigen deutschen Archiven den Versuch unternommen, das Verhältnis von bewaffneter Macht und nationalsozialistischem Regime bis zum Jahre 1940 zu analysieren. Dabei kommt er bei seinen Untersuchungen zu neuen Aspekten, die beweisen, daß die Annahme mancher Historiker von einer grundsätzlichen Opposition der Offiziere der Reichswehr gegen Hitler falsch ist. Im Gegenteil, gerade Blomberg und sein politischer Mentor . Reichenau verfochten von Anfang an den Standpunkt, daß die bewaffnete Macht und Hitler die gleichen Ziele verfolgten und man von selten der Führung der Reichswehr dem neuen Kanzler in jeder Hinsicht zu folgen habe. In den ersten Stufen der Aufrüstung, in der Frage der innenpolitischen Auseinandersetzungen, namentlich in der Ablehnung der Unterstützung politisch Verfolgter durch die Streitkräfte und vor allem in der Röhm- Affäre gab es einen bedingungslosen Gleichklang zwischen der Bendler- straße und dem Reichskanzlerpalais. Gerade bei der ersten Kraftprobe Hitlers im Inneren, bei der Besiegung des ambitionierten und, wie man heute weiß, militärisch hochbegabten Stabschefs der SA Emst Röhm haben Blomberg, Reichenau und Fritsch nicht nur die Mauer gemacht, sondern auch Hilfestellung für die Mordkommandos geleistet. Der Verfasser hat mit Recht als eine wesentliche Wendung den persönlichen Eid auf Hitler nach dem Tode

Hindenburgs hervorgehoben: Die Initiative ging auf Blomberg und Reichenau zurück, die sich der Tragweite der Formulierung anscheinend nicht bewußt waren. Wo es zwischen dem außen- und innenpolitisch immer mehr erfolgreich werdenden Diktator und der Wehrmachtsführung seit 1934 Reibflächen gab, betrafen sie nur noch Nebensächlichkeiten, kleinere Differenzen in der Außen- und Wehrpolitik. Deshalb konnte Hitler den Blomberg-Skandal ungestraft zu einer Fritsch-Krise ausweiten, und der Kampf Becks gegen die Kriegsgefahr im Herbst

1938 bldeb wirkungslos angesichts der kühl-sachlichen Einstellung von Brauchitsch. Im Kampf gegen den Krieg und dann nach dem September

1939 gegen dessen Ausweitung wird die Figur des Chefs des Generalstabs, Generaloberst Halder, immer tragischer. Nahe dem Staatsstreich, aber doch immer wieder zögernd, war es «ein Verdienst, jene militärischen und politischen Widerstandsgruppen zumindest zu dulden, aus denen dann zu spät die Opposition der letzten Kriegsjahre erwuchs.

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