6542606-1946_49_02.jpg
Digital In Arbeit

Kinder appellieren an die UNO

Werbung
Werbung
Werbung

Eine Million New-Yorker Schulkinder, die das „World Education Service Council“, 2 West, 45. Str. New York, zusammengefaßt hat, haben an die Versammlung der Vereinten Nationen eine Kundgebung gerichtet, die recht energisch und gar nicht ungeschickt den versammelten Mächtigen der Welt zu verstehen gibt, was die Kinder von ihnen erwarten. Und warum sollten die Kinder auch nicht vor dem hehen Areopag der UNO sich zum Worte melden dürfen? Sie, die im Namen der ganzen heranwachsenden Generation der Menschheit ihre Stimme erheben, sind es. die im Sinne . ihrer Altersgenossen sagen dürfen, daß der Krieg und sein Gefolge am grausamsten gegen das Kind gewütet haben und daß Kinder die Meistbetrbffe'nen sein würden, wenn die UNO, dieser letzte große Bau politischer Weisheit, zusammenstürzen würde. 15 Millionen Kinder, sagt der Aufruf der New-Yorker Jugend, seien Kriegswaisen geworden. Eine entsetzliche Ziffer, sie bedeutet namenloses Unglück. Aber sie spricht nicht alles aus, was der Krieg und seine Ausgeburten des Hasses und der Verkommenheit an Kindern angerichtet haben. So hört man sie gerne, die Kinder von New York, wenn sie den Großen der Erde ins Gewissen reden:

„Willkommen, Generalsekretär, Vertreter und Beamte der Vereinten Nationen!

Wir sind eine Million Kinder, zusammengestellt aus den New-Yorker Schulen. Unsere Vorfahren kamen her aus allen Ländern der Welt. Wir gehören zu allen Rassen und Gemeinschaften. Aber wir sind verbunden im Bemühen, durch Freundschaft eine bessere Welt zu bauen.

Ihr kämet nach New York, um die Nationen zu vereinen. Wir grüßen euch als Freunde. Wir beten, damit ihr erfolgreich sein möget. Krieg ist der schlimmste Feind der Kinder. Die Vereinten Nationen können ihre besten Freunde sein. Im letzten Kriege wurden fünfzehn Millionen Kinder Waisen. Es darf keine weiteren Kriegswaisen mehr geben. Die Kinder der ganzen Welt wünschen keinen dritten Weltkrieg, aber den ersten Weltfrieden. Ihr wünscht nicht, mehr Kriegswaisen zu schaffen. Ihr wollt für die sorgen, die der letzte Krieg hervorgebracht hat. Der Weltkinderfonds der Vereinten Nationen wird ein Beginn sein. Wir bitten euch, daraus eine dauernde und wachsende Einrichtung zu machen. Wir schlagen vor, das Kind in den Mittelpunkt aller Bemühungen der Vereinten Nationen zu stellen.

Wir versuchen, den Gern der Vereinten Nationen durch Taten auszudrücken. Wir tauschen Freundschaftsgaben und Freundschaftsbriefe in der ganzen Welt aus. Wir stehen denen bei, die unsere Hilfe brauchen. Wir laden die Kinder allüberall em, m wöchentlichen Weltfreundschaftsstunden sich zusammenzufinden und zweimal jährlich als Mitglieder der Menschheitsfamilie Weltfreund-schaftsfesüe zu begehen. Wir haben den Rat der Weltfreundschaft der Zukunft eingerichtet, durch den die Kinder zusammenplanen und -arbeiten können.

Glaubt uns, die Vereinten Nationen haben nirgendwo bessere Freunde und Verbündete als bei den Kindern. Ihr und wir zusammen werden eine bessere Welt bauen, in der alle geeinten Völker zusammenstehen werden flr den jahrhundertelangen Frieden durch W e 11 f r e u n d s c h a“f t“.

Werden sie lächeln, die Herren vom Areopag, über diesen Appell von Kindern an die gewaltigste Versammlung der Welt? Es wäre ein Mißverständnis. Denn hier sprach durch den Mund der New-Yorker Kinder zu den Alten der. satzungslose und doch einmütige Völkerbund der Jugend, der legitimierten Anwärter der Zukunft.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung