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Kaiser Franzens Kahnpartie

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In Berlin war die Ausstellung „Barock und Biedermeier aus dem niederösterreichischen Donauland“ ein voller Erfolg: 25.000 Besucher ließen sich zur Empfindsamen Reise in effigie im Charlottenburger Schloß verlocken. Die Kritik rühmte die „Glanzvolle Hofmalerei“ aus den Gefilden der fünf goldenen Falken und konnte interessante Vergleiche ziehen, denn gerade an der Spree gab es auch eine sehr profilierte Biedermeierkunst, patrizisch, altpreußisch wie die Kinderstube Theodor Fontanes. Nach diesem „Gastspiel“ zeigt das Niederösterreichische Landesmuseum nun seine Galerie des blaugelben Goldenen Zeitalters, ergänzt durch bedeutsame Leihgaben, den Sommer über in Schloß Laxenburg.

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In Berlin war die Ausstellung „Barock und Biedermeier aus dem niederösterreichischen Donauland“ ein voller Erfolg: 25.000 Besucher ließen sich zur Empfindsamen Reise in effigie im Charlottenburger Schloß verlocken. Die Kritik rühmte die „Glanzvolle Hofmalerei“ aus den Gefilden der fünf goldenen Falken und konnte interessante Vergleiche ziehen, denn gerade an der Spree gab es auch eine sehr profilierte Biedermeierkunst, patrizisch, altpreußisch wie die Kinderstube Theodor Fontanes. Nach diesem „Gastspiel“ zeigt das Niederösterreichische Landesmuseum nun seine Galerie des blaugelben Goldenen Zeitalters, ergänzt durch bedeutsame Leihgaben, den Sommer über in Schloß Laxenburg.

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Wir begegnen unseren Lieblingsmeistern wieder in vertrauter Umwelt. Das ist schön, das ist gut, die Schau wurde diesmal ein intimes Fest, allerdings auch eine Paraphrase auf bereits früher veranstaltete Ausstellungen, vielleicht fast ein bißchen eine Verlegenheitslösung. Dazu Professor Rupert Feuchtmüller: „Wir wollten keine Lücke in der Abfolge der allsommerlichen Ausstellungen entstehen lassen.“ Doch wann kommt die schon längst fällige großangelegte Präsentation der Landschaftsmalerei der Epoche zwischen 1880 und 1900 mit Emil Jakob Schindler als Zentralgestalt?

Freuen wir uns indessen über das Gebotene, es ist bedeutsam genug. Zeittypische Bilder wie Peter Kraffts Kahnpartie Kaiser Franz II. auf dem Laxenburger Teich. Der Allerhöchste Herr hatte, ganz inkognito, einen Bauern zum romantischen Sightseeing eingeladen und ruderte ihn im Rdttergau umher. Nachklänge der legendären Volksverbundenheit weiland Josefs II. Alle Reverenz vor Joseph Mössmer, dem trefflichen aquarellierenden

Kleinmeister mit den Miniveduten seiner „Malerischen Reise durch Österreich“. Unter den Paradebeispielen von Waldmüllers Genialität ist das „Wiedererstehen zu neuem Leben“ am eindrucksvollsten: ein Greis, es könnte fast der alte Grutz aus Schönherrs „Erde“ sein, tritt aus der Tür eines Wienerwaldhofes in die silbrige Sonne des Vorfrühlingstages. Das symbolische Motiv wird zum Anlaß für die virtuose

Wiedergabe von Licht und Stimmung. Peter Fendts behäbige Sittenschilderung lädt zur Betrachtung in Muße ein, bei Friedrich Gauermann steigen über alpinen Landschaften romantische Gewitterwolken auf, und die Rüden hetzen den Bären. Der wackere Anton Schiffer war punkto technischen Fortschritts up to date, er malte das qualmende Idyll der Eisenbahn von Anno 1842. Auch schöne Blumenbilder kann man okulieren, porzellanglatt und taufrisch.

Beim Rundgang durch die Ausstellung spult man nun den chronologischen Ariadnefaden zurück ins Barock. Alle Palettenheroen, die im Land wirkten, sind vertreten, vielfach mit Skizzen für Altarbilder und Fresken, auch im kleinen Format bereits monumental gesteigert, Pandämonien, himmlisch-irdische Wirbelstürme von Farbe, Bewegung und Verzückung, wie bei Bartolomeo Altomonte, Franz Anton Maul-bertsch und Paul Troger, dessen ekstatische heilige Elisabeth fast an die Heiligengestalten Lorenzo Berninis und der großen spanischen Mystiker erinnert. Graphikliebhaber seien besonders auf die prachtvollen Blätter von Kremser-Schmidt und die dynamisch aussparenden Zeichnungen Daniel Grans hingewiesen. Franz Sigrist beschwört in zwielichtiger Grisaillemanier geisterhaftes Geschehen. Und nicht zuletzt: die Sammlung von Altarmodellen, hohe barocke Kleinkunst, filigrane Architectura coelestis.

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