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CHRISTA LUDWIG — WALTER BERRY. Von Paul Lorenz. Bergland-Verlag Wien. 127 Seiten. Preis S 165.—.

Der Autor der acht Kapitel dieser Künstlerdoppelbiographie ist selbst Künstler: Dr. Paul Lorenz war Sänger und Gesangspädagoge, gegenwärtig ist er als Feuilletonist und Kritiker tätig. So mag es für ihn besonders verlockend gewesen sein, über diese beiden Glückskinder der Opernbühne zu schreiben. Anregend mögen auch die vielen hundert Bilder gewesen sein, die Christa Ludwig und Walter Berry im Laufe der Jahre in ihrem Familienarchiv gesammelt haben und von denen eine reichhaltige Auswahl der besten in diesem Band vereinigt wurde. Diese betrachtend und den Text konsultierend, entrollen sich zwei Lebensläufe, die unter dem Gesetz prästabilierter Harmonie, und zwar einer kaum jemals durch ernsthafte Schwierigkeiten getrübten, zu stehen scheinen. Sie, Christa Ludwig, entstammt einer Sängerfamilde: der Vater ist geborener Wiener, sang als Neunzehnjähriger an der Volksoper und brachte es, was in dem Buch nicht erwähnt ist, bis zum Generalintendanten des Aachener Stadttheaters. Die Mutter, eine Sängerin, nahm die Ausbildung ihrer Tochter frühzeitig selbst in die Hand und betreut diese gelegentlich auch heute noch.

Schon in der Schule fällt Christa Ludwigs Stimme auf, und auch Walter Berry singt bereits als Schüler im Kirchenchor der Servitenkirche. Ingenieurschule und TH werden bald aufgegeben, denn schon mit 17 Jahren weiß er, daß er Sänger werden will. Sie, Christa Ludwig, weiß es noch ein Jahr früher. Sie beginnt in Frankfurt und kommt über Darmstadt und Hannover an die Wiener Staatsoper; Walter Berry beginnt gleich in Wien, in Wien treten sie oft gemeinsam auf und heiraten. Von nun an machen sie gemeinsam Karriere, vorzüglich im Doppelengagement: in Wien, in Berlin, in München und an der Metropolitan: In „Cosi“ und in „Figaro“, in „Lohen-grin“ und „Walküre“, in „Aida“ und „Carmen“, im „Rosenkavalier“, der „Frau ohne Schatten“ und im „Wozzeck“.

Denn beide sind als Künstler und Stimmen ungefähr gleichwertig, und beide sind, dank ihres „Mittelfaches“ vMezzosopran und Baßbariton), vielfach verwendbar. Sein Repertoire reicht von Leporello und Telramund bis Barak und Wozzeck, ihres von der Dorabella und Ortrud bis zur Färberin und zur Wozzeck-Marie. Die Lehrzeit war, wie gesagt, kurz. Außer bei ihrer Mutter studierte Christa Ludwig, was in dem Buch von Lorenz nicht erwähnt ist, auch an der Musikhochschule in Frankfurt (laut einem Schweizer Sängerlexikon).

Berry lernte bei Hermann Gallos, Hans Duhan und Josef Witt und wurde nach einem Vorsingen von Dr. Hilbert und Franz Saknhofer als Soloeleve in den Verband der Staatsoper aufgenommen. 1955 kam auch Christa Ludwig ans große Haus, und bereits 1957 standen sie zusammen in „Carmen“ auf der Bühne. Beide spielen Klavier und können ihre Rollen ohne Korrepetitor einstudieren. Beide wurden, vor allem in Mozart-Werken, vor allem von Dr. Böhm betreut und eingesetzt, und beide erfreuen sich auch der Wertschätzung Karajans. An den letzteren wurde Christa Ludwig durch Walter Legge, den Mann von Elisabeth Schwarzkopf, empfohlen, von der sie sich oft beraten ließ; Walter Berry eiferte Paul Schöffler nach und hört auch heute noch auf dessen Empfehlungen. Berry denkt sich seine Masken selbst aus und schminkt sich eigenhändig (seine beste in diesem Buch ist die als Coppelius; das vorteilhafteste Bild von Christa Ludwig ist das als Eboli). Beide sind tierliebend — zur Großfamilie gehören außer der Schwiegermutter, dem Söhnchen und der Sekretärin auch drei Hunde und vier Katzen. Und beide sind früher gern geklettert. Sein Hobby: Photo-graphieren; die ihren: Handarbeit und Kochen. Nicht zuletzt: beide sind ausgezeichnete Liedinterpreten.

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