Über Worte und viel mehr

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"SCHRIFT/zeichen" - ein neues und traditionsreiches Medium für Sprache und Religion.

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"SCHRIFT/zeichen" - ein neues und traditionsreiches Medium für Sprache und Religion.

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Abgesehen von aller Diskussion um das überfallsartige Ansinnen der Regierung, den Zeitungsversand künftig nicht mehr zu subventionieren, gibt es sehr wohl Argumente, den publizistischen Wald Österreichs zu durchforsten.

Zumal im katholischen Bereich wächst eine Unzahl von Publikationen und Blättchen. So manches dieser Medienerzeugnisse sieht sich - aus Spargründen ebenso wie aus inhaltlichen Erwägungen - vor der Frage der Legitimation. Umso seltener kommt es zur Zeit im katholisch-publizistischen Umfeld zu Neugründungen oder engagierten Umgestaltungen.

Die dieser Tage vorgestellte Vierteljahresschrift SCHRIFT/zeichen, die im Untertitel als Zeitschrift für literatur [kunst] religion firmiert, ist dahingegen ein ambitionierter Versuch, Sprache im religiösen Kontext zu thematisieren: Der Zeitpunkt des Erscheinens der SCHRIFT/zeichen fällt mit der erneuten Diskussion um die Gefährlichkeit der Worte in der politischen Auseinandersetzung zusammen - ein zeitlicher Zufall, aber doch nicht zufällig. Jedenfalls steht es der Religion, der Kirche - der katholischen gar - an, sich mit Sprache in vielfältiger Weise aueinanderzusetzen.

Eigentlich ist SCHRIFT/zeichen kein neues Medium. Denn es ersetzt die bisherige Rezensionzeitschrift Zeit im Buch, in der seit 1947 unzählige Bücher - von Belletristik bis zum Sachbuch - besprochen wurden. Schon längst hatte Zeit im Buch nicht einmal annähernd den Buchmarkt, auch nicht überblicksweise, einfangen können. Es schien daher mehr als konsequent, sich von der "Rezension" als Konstitutiv der Zeitschrift zu verabschieden.

Die Theologin und Germanistin Brigitte Schwens-Harrant, Chefredakteurin der SCHRIFT/zeichen, begründet im ersten Editorial die Neupositionierung mit der Notwendigkeit, Literatur, Kunst und Religion gegenseitig ins Gespräch zu bringen: Eine Publikation derartigen Zuschnitts gebe es im deutschen Sprachraum nicht. Das Literarische Forum der Katholischen Aktion Österreichs bleibt weiter die Herausgeberin; Buchrezensionen gibt es auch in Zukunft - mit etwa einem Dutzend Besprechungen (gegenüber bisher rund 50 in der Zeit im Buch) ist jedoch ein starker Fokus vorgegeben. Der Rest an Rezensionen wird ins Internet verlagert, wo unter www.literarisches-forum.at auch ein Link zum Österreichischen Bibliothekswerk angeboten wird: Dort findet auch derjenige, der Besprechungen nicht missen mag, das Gewünschte im Überfluß.

Der Titel SCHRIFT/zeichen ist Anspruch auch ans Äußere: Das Layout wurde neu gestaltet: in einer der ältesten Schrifttypen, in vier Druckfarben, die zu einem vierfärbigen Logo gestaltet sind. Das Thema des ersten Heftes lautet "Prophetien" - und ist durchaus absichtsvoll gewählt. Autoren wie die Religionsjournalisten Peter Pawlowsky und Hubert Gaisbauer, die polnische Germanistin Joanna Jablkowska oder der Publizist Cornelius Hell nähern sich diesem Thema aus verschiedenen Blickwinkeln. Dazu antworten Schriftstellerinnen und Schriftsteller (Elfriede Gerstl, Julian Schutting, Franzobel ...) mehr oder weniger ausführlich auf die Frage, ob Literatur prophetisch sein soll. Das Faksimile eines Briefes von Bischof Reinhold Stecher und ein Interview mit Kardinal König komplettieren die ansprechende erste Ausgabe der SCHRIFT/zeichen.

Auch eine Zeitschrift, die sich ums Wort bemüht, braucht heute Bilder: Im Layout-Konzept werden sie sparsam, aber stimmig eingesetzt: Das Thema "Prophetie" wird durch ein Prophetenbild, das in Variationen immer wiederkehrt, auch optisch getragen. Diese Sparsamkeit kann zwar übertrieben werden: Ein Übersichtsartikel über den Theologen und Literaturkenner Karl-Josef Kuschel ist zwar mit "im Porträt" überschrieben, ein Konterfei des Protagonisten sucht man dennoch vergebens.

SCHRIFT/zeichen wird nur mehr viermal im Jahr erscheinen (gegenüber sechs jährlichen Ausgaben der Zeit im Buch): Auch diese Konzentrierung wird dem Anliegen, sich im kirchlichen Umfeld in der Auseinandersetzung mit Sprache, Kunst und Religion zu positionieren, dienlich sein. Der Versuch, dies mittels SCHRIFT/zeichen anzugehen, ist jedenfalls zu begrüßen.

SCHRIFT/zeichen. Zeitschrift für literatur (kunst) religion Hg. vom Literarischen Forum der Katholischen Aktion, 1010 Wien, Stephanspl. 6/5/42.

Tel. 01/51552-3306, Fax -3141.E- Mail: schrift.zeichen@ edw.or.at.

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