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Berner Bruckner-Fest

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„Die Weltgeltung Anton Bruckners besteht nur theoretisch; praktisch ist da noch vieles zu tun. Die Aufführung einer Bruckner-Symphonie zum Beispiel in Genf ist heute noch ein Wagnis: ,So etwas können nur starke Biertrinker konsumieren', hieß es vor nicht allzulanger Zeit in der Genfer Besprechung eines Bruckner-Konzerts. In Fribourg gab es noch nie eine Bruckner-Aufführung. Ein Künstler wie Alfred Cortot spricht von .zweitrangigen Symphonikern wie Spohr und Bruckner' usw.“ Solches erzählte der Dirigent Luc Balmer anläßlich einer Pressebesprechung zum bevorstehenden XIII. Internationalen Bruckner-Fest, das vom 9. bis 14. Mai in der schweizerischen Bundeshauptstadt eine „Eröffnungsfeier“, zwei Symphoniekonzerte und zwei Monsterkonzerte bringen wird. In Bern ist der Boden für Bruckner gut. Ein von Balmer dirigiertes Bruckner-Konzert im Jahre 1952 veranlaßt den damaligen Präsidenten der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, die alljährlich Bruckner-Feste in den verschiedensten Städten Europas anregt und patronisiert, zu einem Briefwechsel, dessen Ergebnis der Eintritt Berns in die Reihe der Bruckner-Fest-Städte gewesen ist; zwischen München, wo das Fest im vergangenen fahr stattgefunden hat, und Aachen, wo es für 1956 angesetzt ist.

Max Kaufmann, der Präsident der Bernischen Musikgesellschaft, und die Dirigenten Fritz Indermühle und Kurt Rothenbühler, denen neben Luc Balmer und dem einzigen NichtSchweizer Josef Krips die Leitung der Festabende anvertraut ist, berichteten von den Vorbereitungen und von den Werken selbst. Berner Kammerchor und Lehrergesangsverein des Amtes Konolfingen, die Berner Liedertafel und der Cäcilienverein der . Stadt Bern, mehrere bekannte Sänger und Instrumentalsolisten stehen neben dem Berner Stadtorchester zur Verfügung: alles „eigene Kräfte“, keine geringe Verpflichtung! An der Spitze des Ehrenkomitees befinden sich Bundesrat Doktor Ph. Etter, der Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern, und Dr. H. Drimmel, der österreichische Bundesminister für Unterricht. Bei der Eröffnungsfeier im Großen Saal des Berner Konservatoriums wird nach der Begrüßung durch Prälat Hager und einer Ansprache Minister Drimmels Hofrat Prof. Dr. Leopold Nowak, der Direktor der Musiksammlung der Oesterreichischen Nationalbibliothek, die Festrede halten. Im zweiten Symphoniekonzert wird Krips Bruckners VIII. Symphonie dirigieren, und zwar zum erstenmal nach der zweiten Fassung, die — genau nach Bruckners Manuskript wiedergegeben — anläßlich des Berner Bruckner-Festes im Druck erscheinen wird.

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