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Das X. Internationale Bruckner-Fest

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Die Internationale Bruckner-Gesellschaft hatte das zehnte der von ihr veranstalteten Bruckner-Feste, die natürlich ebenfalls die Bezeichnung „international“ tragen, zum 25jährigen Bestandsjubiläum des Bruckner- Bundes für Oberösterreidi nach Linz verlegt und damit zum erstenmal in die engere Heimat des Meisters. Nun fehlt der zwar mächtig aufstrebenden oberösterreichischen Hauptstadt immer nodi eine ganze Reihe von Voraussetzungen für Veranstaltungen wirklich internationalen Gepräges. Jedenfalls unterschied sich dieses Fest nicht wesentlich von jenen Bruckner-Festtagen, die man in Linz schon wiederholt erleben durfte, ja, die Bemühungen um eine größere „Aufmachung“ trugen eher dazu bei, den provinzialen (nicht provinziellen) Charakter zu betonen. (Sowaren auch die Eindrücke, die einige deutsche Journalisten empfingen, und sie äußerten diese Meinung keineswegs in negativem Sinn.) Stärkstes Erlebnis vermittelte wieder der Festsonntag in St. Florian mit der f-moll-Mes6e (Linzer Domchor unter Josef Kronsteiner) und der Neunten, die V o 1 k- mar Andreae mit den Wiener Symphonikern im Marmorsaal musizierte. Echte Bruckner-Erlebnisse auch die Siebente in Steyr und die Achte in Linz. Besonders verdienstvoll, daß 6ich die Wiener Symphoniker auch noch für ein Jugendkonzert mit der VII. Symphonie unter Leitung von Anton Konrath zur Verfügung stellten. Für ein Konzert mit der Sechstert und dem Tedeum (Domchor, Bruckner-Chor und Frohsinn, Else Maria Mattheis, Luise Haager-Gruber, Julius Patzak, Otto Wiener) war Paul Hindemith als Dirigent gewonnen worden. Eine außerordentlich interessante, letztlich aber für Hindemith charakteristischere Begegnung als für Bruckner. Man bedauerte, daß Hindemith nicht seine Mathis-Symphonie dirigieren durfte. Damit wäre eine sinnvolle Beziehung hergestellt gewesen, ähnlich der zu Franz Schmidt, dessen cis-moIl-Chaconne Walter Pach am Sonntag in St. Florian auf der großen Bruckner-Orgel spielte. Gerade auf solche Beziehungen aber kommt es an, wenn Bruckner als wirkende Kraft gezeigt werden soll. So waren es also vornehmlich Andreae als einer der wenigen editen Bruckner-Dirigenten, die es heute gibt, und die Wiener Symphoniker, die dieses Fest trugen, mit dem eine „Fidelio - Aufführung mit Emmy Loose, Hilde Konetzny, Julius Patzak, Paul Schöffler und Oskar Czer- wenka, 6o ausgezeichnet sie unter Siegfried Meiks Leitung auch war, nicht so recht in organischen Zusammenhahg zu bringen war.

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