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Bruckner 1961

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Die Bruckner-Tage 1961 des Bruckner- Bundes für Oberösterreich waren zu einer „Sakralen Woche” erweitert worden, mit der die Veranstalter sich neue, über die Pflege des Schaffens Bruckners hinausweisende, jedoch geistesverwandte Ziele setzten. Initiator und Organisator des Unternehmens war der Präsident des Bruckner-Bundes für Oberösterreich, Regierungsrat Fritz Rauch, den ein tragisches Geschick einen Tag vor Beginn der Sakralen Woche unversehens aus diesem Leben abrief. Für den Bruckner-Bund bedeutet der Tod Rauchs einen fast unersetzlichen Verlust. Daß dieses traurige Ereignis die ganze Woche überschattete, ist selbstverständlich. Im übrigen vertiefte es auch die Teilnahme und Anteilnahme an den Veranstaltungen durch das Gedenken an diesen ausgezeichneten Mann, der mit vollem Recht ein „edelstes Beispiel eines Bruckner-Enthusiasten” genannt wurde und dessen unermüdliches Wirken im Dienste Bruckners ihm ebenso ein ehrendes Andenken sichert, wie seine integre, biedere Menschlichkeit.

Dem Plane Rauchs zufolge fanden Anfang und Ende der Woche an den Sonntagen, 2. und 9. Juli, Veranstaltungen in St. Florian statt, während die weiteren in Linz abgewickelt wurden. Der Eröffnungstag brachte im Rahmen des Hochamtes in der Stiftskirche Bruckners e-moll- Messe, aufgeführt vom Linzer Domchor und Bläsern des Landestheaterorchesters unter Ludwig Daxsperger, der für den erkrankten Domkapellmeister Joseph Kronsteiner einsprang Am Nachmittag spielte Walter Pach, Wien, auf der Bruckner-Orgel Werke von Bach, Franz Schmidt und eigene Improvisationen. Das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester brachte im Marmorsaal das Vorspiel zu „Lohengrin” und

Bruckners Dritte Symphonie unter Leitung von Kurt Wöß.

Zum Abschluß der Woche gab es wieder Orgelmusik, und zwar spielte der junge Florianer Augustinus Franz Kropfreiter Werke von Bach, Franz Schmidt und Walter Pach. Eine glänzende Aufführung der Siebenten Symphonie Bruckners durch die Wiener Symphoniker unter Wolfgang Sawallisch bildete die eindrucksvolle Krönung der Woche.

Von den übrigen Veranstaltungen muß mit Vorzug erwähnt werden die erste österreichische Aufführung des ersten Teiles von Joseph Kronsteiners „Oratorium Maria”, der erst kürzlich durch den Linzer Domchor unter Leitung des Komponisten in Köln seine Uraufführung erlebt hatte. Auch die Linzer Aufführung, die mit der gleichen Vokalbesetzung und dem Linzer Landestheaterorchester vor sich ging, dirigierte Kronsteiner trotz schmerzhafter Erkrankung selbst. Das Werk machte sowohl in seiner textlichen Gestaltung wie in der musikalischen Durchführung tiefen Eindruck. Nicht ganz so erfolgreich waren am nächsten Tag trotz ausgezeichneter Interpretation die „Florianer Symphonie” und der 1. Teil der „Can- tica sacra” von Otto Jochum. Für die Symphonie setzte sich Erich Kloss mit dem Fränkischen Landesorchester ein, die „Cantica sacra” fanden in Ernst Hinreiner und seinem Salzburger Rundfunk- und Mozarteumchor, sowie einem erlesenen Soloquartett qualifizierte Interpreten.

Bruckners d-moll-Messe erklang, gesungen vom Bruckner-Chor Linz unter Ludwig Daxsperger, im Rahmen eines von Prälat Leopold Hager, dem Präsidenten der Internationalen Bruckner-Gesellschaft, mit Sondergenehmigung Roms in der Stadtpfarrkirche zelebrierten Pontifikalamts. Ebenfalls in der Stadtpfarrkirche, an der Bruckner bekanntlich zwölf Jahre lang wirkte, spielten Augustinus Franz Kropfreiter und Josef Friedrich Doppelbauer eigene Orgelwerke und Improvisationen über Bruckner-Themen. Eine Feierstunde im Steinernen Saal brachte Ausführungen von Hofrat Dr. Leopold Nowak über „Sinn und Bedeutung von Bruckner-Tagen” und von Domkapellmeister Monsignore Theodor Rehmann, Aachen, über „Bruckner als geistesgeschichtliche Entscheidung”.

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