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Messe und Requiem

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Anton Bruckners letzter Freundesdienst für den Hofschreiber des Stiftes St. Florian Franz Seiler, der 1848 starb und seinen Bösendorfer dem Stiftsorganisten vermachte, war das ein Jahr später an dessen Todestage aufgeführte Requiem in d-Moll. In diesem Werk distanziert sich der noch junge Komponist von den in der Totenliturgie verborgenen Schrecken der jenseitigen Welt und umgibt selbst das „Dies irae“ mit der Zuversicht des Glaubenden. Einem ländlichen Totentanz ähnlich ziehen die Gesänge vorbei und haben nicht ganz ohne Grund das Frühwerk in Vergessenheit geraten lassen. Die Ansätze des späteren Meisters der Symphonie in der Doppelfuge und dem Männerchor des Offertoriums gaben dem Chor und Orchester von Wien, St. Augustin, Leitung Friedrich Wolf, nur wenig Gelegenheit, seine Präzision unter Beweis zu stellen. Von den Solisten rangierten der Sopran Erika Falters und der Alt Gerda Pirkls vor dem Tenor Björn Masengs und dem Baß Leopold Spitzers.

Nur fünf Jahre trennen die Missa solemnis in b-Moll (1848) vom Requiem in d-Moll. Aus Rückblendungen zur Wiener Klassik und Ansätzen des Requiems eröffnet sich erstmals unter Verwendung des Beethoven-Orchesters eine musikalische

Landschaft brucknerscher Prägung zu eigener Aussage. Den Bittgesang des Kyrie verwendet der große Meister noch in seiner neunten Symphonie, das „Qui tollis“ des Gloria für Baßsolo und zwei Oboen wird ein fast menschliches Terzett, im „Et resurrexit“ des Credo vollzieht sich schon wie in seinen großen Messe- komposdtianen unter dramatisch bewegtem Paukenwirbel und chromatisch aufsteigendem Streicher-Cre- scendo die Auferstehung, und im Agnus Dei lassen die schönen Orche- ster-Uberleitungen aufhorchen. Das durchaus nicht leichte Werk aus der Florianer Zeit brachte die Chörver- einigung „Musica sacra“ (Leitung Otto Kundela) zum Patroziniums- Hochamte der Wiener Pfarre-Breitenfeld zu einer des Bruckner-Jahres würdigen Aufführung. Solisten: Steffi Lang — Sopran, Johanna Ra- bitsch — Alt, Rudolf Eibl — Tenor und Alfred Schneider — Baß.

Zum To’tengedächtnis für den verstorbenen Univ. Prof. Dr. Erich Schenk, Inhaber vieler Auszeichnungen des In- und Auslandes und bekannter Mozartforscher, versammelte sich in der Wiener Schottenkirche eine große Anzahl von Freunden und Schülern. Der Kammerchor St. Othmar, Wien, brachte das Mozart-Requiem in einer beachtlichen Wiedergabe zur Auffüh rung. An eine Relativierung in der Temponahme und agogische Ausgeglichenheit wäre für die liturgische Gestaltung zu denken gewesen. Das „mezza voce“ im Chor und Orchester brachte den inneren Glanz des Werkes am besten zum Ausdruck. Doch die persönliche Anteilnahme am Heimgang des um die Mozartforschung hochverdienten Gelehrten ersetzte gelegentliche Mängel. Leitung: Erwin G. Ortner; Sopran

Gundi Klebel; Alt Elisabeth Kummer; Tenor Ferdinand Silhanek; Baß Eberhard Kummer.

Franz Xaver Gruber

Es ist für unsere perfektionssüchtige Zeit gar nicht schlecht, wenn ein berühmtes Meisterwerk einmal mit einfachen Mitteln realisiert wird. In der Minoritenkirche hörte man Mozarts „Requiem“ in der Gestaltung der Bach-Gemeinde unter Hermann Furthmoser, der sich um eine ausgeglichene, äußerst ruhiige Darstellung bemühte. Unter den Solisten Deborah Lucas, Elisabeth Gui-Kummer und Eberhard Kummer machte der junge Tenor Ferdinand Silhanek einen guten Eindruck. Die Bach-Motette „O Jesu Christ, meins Lebens Licht“ bildete den sinnigen Abschluß eines Konzerts in stimmungsvollem Rahmen.

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