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Festwoche der Kirchenmusik

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Die Abteilung für Kirchenmusik an der Wiener

Musikakademie beging das fünfzigste Jahr ihres Bestehens durch eine Festwoche der Kirchenmusik, die sowohl in ihrem Programm als durch die Namen und die AnzahL heimischer und ausländischer Gäste und Teilnehmer die Universalität dieser Kunst in imponierender Weise herausstellte. Beim Festakt, zu dem Kardinal Dr. König und die Spitzen des Wiener Klerus erschienen, konnte der Leiter der Abteilung, Monsignore Prof. Dr Franz Kosch. an ausländischen Gästen begrüßen: Prälat Dr. Higino Angles (Rom), Prälat Dr. Franz Kimovec (Laibach), Dr. Ferdinand Haberl (Regensburg), den Generalpräses des Cäcilienverbandes Prälat Dr. Johannes Overath, den Prälat des Stiftes Klosterneuburg, Doktor Koberger, den Superintendenten der evangelischen Kirche, Traar, Universitätsprofessor Dr. Leopold Nowak, Wien, Sybrand Zachariassen (Dänemark). Über die Vielzahl der Veranstaltungen und Referate gibt die dieser Festwoche gewidmete Nummer der „Singenden Kirche“ eine genaue Übersicht. Ein Nachmittag wurde an der Gründtmigsstätte der Abteilung, dem Stift Klosterneuburg verbracht. Anton Heiller und Walter Pach gaben Orgelkonzerte. Als Spitze der musikalischen Leistungen möchten wir die Uraufführung der „Missa super modos duodecimales“ von Anton H e i 11 e r sowie die Erstaufführung der Ur-fassung von Anton Bruckners f-moll-Messe (und Te-deum) bezeichnen. Heillers Messe ist der Vorstoß der Kirchenmusik in das Gebiet der Dodekaphonik. Für gemischten Chor und sieben Soloinstrumente komponiert, führt diese schlanke Komposition durch den Adel und die betont gottesdienstliche Haltung ihrer Linien den Beweis, wie sehr die Reihenkomposition den sakralen Forderungen entspricht — und wie sehr anderseits Anton Heiller er selbst bleibt, welche Kompositionstechnik er auch anwendet. Das mehrstimmige Proprium von Erich Roma-novsky, völlig anderen Stils, hätte allerdings zu einem Choralordinarium in gleicher Weise besser gepaßt als ein Choralproprium zur Messe von Heiller. Moderne Musik zweier so verschiedener, durch die liturgische Gegebenheit stets ineinandergreifender Stile, erscheint uns wenig günstig. Bei der Wiedergabe von Bruckners f-moll-Messe, die seitens der Ausführenden eine künstlerisch runde Leistung war (wir möchten besonders dem aus Schjilern der Akademie bestehenden Solistenquartett ein Wort des Lobes widmen!) und vom Dirigenten Hans Gillesberger zum geistigen Erlebnis gestaltet wurde, fiel eine andere Erkenntnis auf. Die musterhafte Ordnung der Geistlichkeit und der singenden Alumnen im Stehen, -Sitzen, Knien ließ der im Seitenschiff postierte Chor vermissen; eine Folge der meist ziemlich altarfernen Position der Kircheinchöre. Als Mitglied der liturgischen Gemeinschaft gehört der Chor eben zu ihr, auch räumlich.

Die Referate hatten folgende Themen: „Die liturgische Haltung des Kirchenmusikers im Lichte der Instructio“ (Haberl), „Österreichs Kirchenmusiker in ihrer sozialen Stellung“ (Tattel), „Die wichtigsten Grundsätze des modernen Orgelbaus“ (Zachariassen), die „Choralarbeit von Solesmes“ (Kosch), „Die verschiedenen Fassungen der f-moll-Messe von Bruckner“ (Nowak), „Kirchenmusik in unserer Zeit“ (Angles). Der letztere Vortrag rief die Komponisten auf, Neues zu schreiben, und kulminierte etwa in dem Satz, eine bloß epigonale Kirchenmusik sei tot, noch ehe sie lebendig werde.

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