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Die junge Generation musiziert

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Beim österreichischen Jugendsingen des Jahres, das die besten Chöre Österreichs, von ihren Landeshauptleuten geführt, nach Wien brachte — auch der greise Bürgermeister erschien mit der Wiener Jugend — ersang sich unter 2000 Chören mit zusammen 70.000 jungen Stimmen der gemischte Chor .Welser Rud“ den Wanderpreis. 44 Chöre erhielten das Prädikat „sehr gut“. Der Bundesminister für Unterricht, der die Auszeichnungen überreichte, hob in seiner Ansprache gleichwohl den tieferen Sinn des Jugendsingens hervor, der über Einzelleistungen hinaus im Gefühl und in der Kraft der Zusammengehörigkeit der österreichischen Jugend liege, die in ihrer Verbundenheit das schönste und eindrucksvollste, das lebendigste Bild der Heimat darstelle und diese „klingende Demokratie“ sich und dem Lande, und damit der Welt, auch in Prosa bewähren möge.

Das Konzert der Wiltener Sängerknaben (Prof. Gerhold) war ein Treffer der ausklingenden Saison. Mehr als ihre schmucke Tiroler Tracht und die gelegentlich recht gutturale Aussprache verriet die herbe Frische ihrer Stimmen die Wälderheimat, in der sie nur zwei- bis dreimal die Woche zu gesanglicher Arbeit beisammen sind. Die klangliche und rhythmische Exaktheit sowie die natürliche, von allen Übersteigerungen freie Art •ihres Vortrages zeugen ebenso von ihrer Musikalität wie von der bedeutenden Leistung ihres bescheidenen Lehrers.

Die von den Klavierklassen der Musikakademie veranstalteten Vorführungsabende boten einen überaus interessanten Einblick in die musikalische Bildungsarbeit dieses berühmten Instituts. Vorbildlich in ihrem Aufbau und ihrer Vielfalt erwies sich die Gestaltung der Programme, tür den Wert ihrer Ausführung zeugte die Respektabilität der unteren Leistungsgrenze. Die Seltenheit überragender Begabung trat natürlich auch hier zutage. Ohne sie anderen abzusprechen, erschien sie uns etwa in Ruslana Antonowycz (Klasse Dichler), in dem jungen Kamper (Klasse Hauser), in Friederike Kraus und Eduard Mra-zek (Klasse Wild-Volek) am versprechendsten profiliert. Unter den aufgeführten Kompositionen erschienen Felix Petyreks Dreikönigsmusik (für zwei Klaviere), Jenö Takacs' Toccata, die Sonate von Strawinsky sowie von älteren Werken seiner Seltenheit wegen Saint-Saens „Karneval der Tiere“ nahezu als Entdeckungen und wünschenswerte Bereicherungen der Konzertpragramme.

Wie alljährlich brachte die Abteilung für Kirchenmusik bei ihrem Schlußgottesdienst in der Franziskanerkirche die Uraufführung einer Messekomposition eines ihrer Schüler, diesmal eine a-capella-Messe von Helmuth Richter, ein sehr beachtenswertes Werk, das trotz der Jugend ihres Autors erstaunliche Sicherheit der Polyphonie und des architektonischen Aufbaues verrät und als gültiger Beweis der Berufung gewertet werden darf. Die erfreulich klare Stimmenführung und knappe Formulierung der (linearen) Aussage stellen an die Sänger allerding

Anforderungen, die im Durchschnitt von den Kirchenchören nicht erreicht werden, was Kompositionen dieser Art meist der Praxis, dem eigentlichen und einzigen Ziel des Komponierens, entzieht und sie gerade dort unfruchtbar bleiben läßt, wo sie am unmittelbarsten wirken sollten. Hier stellt sich eine Aufgabe dar, deren Bewältigung die Rettung der Kirchenmusik bedeuten kann.

Prof. Franz Krieg

Das Schlußkonzert des Akademii' Orchesters wurde von Abiturienten der Dirigentenklasse Prof. Swarowsky geleitet. Das Programm des ersten Teiles zeigte die Höhe dos gesteckten Zieles: Bachs Violinkonzert E-dur, Beethovens Klavierkonzert op. 15 und — als Erstaufführung — Benjamin Brittens amüsanter „Führer zum Orchester für die Jugend“: Variationen über ein Thema von Purcell, in welchen die Klangfarben und technischen Möglichkeiten der einzelnen Instrumente demonstriert werden. Die Gesamtleistung des Orchesters, vor allem der Klang-sinn der jungen Musiker, wurde an dieser Stelle wiederholt hervorgehoben. Bei der Fülle der jungen Talente, die an diesem Abend mit dem Zauberstab oder mit ihrem Instrument aufmarschierten, ist eine Einzelwürdigung leider nicht möglich.

Und noch einmal die Staatsakademie mit der Schlußaufführung der Opern- und Operettenklassen der Professoren Duhan, Witt und Marischka: „Gianni Schichi von Puccini, einstudiert und am Klavier von Prof. Graef begleitet, „Abu Hassan“ von Weber unter der Leitung Prof. Loibners, schließlich „Der Opernball“ von Heyberger, gemeinsam mit den Studierenden der Tanzabteilung der Akademie und des Max-Reinhardt-Seminars. Alle diese Aufführungen, von denen die des „Opernballs“ am eindrucksvollsten war und in dem sich auch einige junge Nachwuchskräfte gut bewährten, zeigten ein erfreuliches Niveau. Der Besuch der Veranstaltungen aber war Zeugnis für das lebhafte Interesse, welches die Öffentlichkeit an der erfolgreichen Arbeit der Staatsakademie nimmt.

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