6638568-1957_30_15.jpg
Digital In Arbeit

Musik: Kongreß und Konzerte

Werbung
Werbung
Werbung

Auf Einladung Sr. Exzellenz Bischof Dr. Schoiswohl wurde die diesjährige Tagung der Oesterteich i- schen Diözesan-Ko mmissionen für Kirchenmusik auf Schloß Seggau bei Leibnitz gehalten. Sie behandelte vor allem die überdiözesanen Probleme: die Zeitschrift „Singende Kirche”, zu deren Schriftleiter nach dem Hinscheiden Prof. Paul Neumanns Dr. Josef Schabasser gewählt wurde; programmatische Grundzüge der Gottesdienstübertragungen durch den Rundfunk; als wichtigste Frage stand Oesterreichs Verhältnis zum Allgemeinen Deutschen Cäcilienverband auf der Tagesordnung, das auf der eine Woche darauf tagenden Generalversammlung des ACV in Münster statutarisch fixiert werden mußte. Darüber hinaus wurde den Besprechungen über die Teilnahme Oesterreichs am Kirchenmusik-Kongreß in Paris breiter Raum gewidmet. Bischof Dr. Schoiswohl, der an der abschließenden Zusammenkunft teilnahm, sprach den versammelten Vertretern der heimischen Kirchenmusik Dank und Vertrauen aus. — Die auf der Diözese basierende österreichische Organisationsform der Kirchenmusik hat sich als die weitaus günstigste und lebendigste erwiesen. Einerseits ist die (relativ kleine) Diözese, gleichsam an der Wurzel des religiösen Lebens liegend, als dessen Betreuerin und da- ,mit auch des sakral-musikalischen, von unmittelbarer mütterlich naher Einflußnahme und Wirkung, kann in Einzelfällen und Details ihre Arbeit ansetzen und aufbauen und ist doch anderseits in ihrer Selbständigkeit jedem Zusammenschluß zu länder- und völkerverbindender Breitenwirkung ebenso unmittelbar offen. Die Bereitschaft zu interdiözesaner, ja internationaler Zusammenarbeit ist angesichts der weltumspannenden, dem gleichen überweltlichen Ziele dienenden Kirchenmusik von selbst gegeben.

Mit ebenso verantwortungsvollen als herzlichen Worten leitete der Bezirkshauptmann von Bruck an der Leitha einen Kompositionsabend des niederösterreichischen Komponisten Karl M ä t z 1 (Hainburg) ein. Das Programm stellte einen Querschnitt durch das vielseitige Schaffen des bescheidenen Komponisten dar. Lieder, Suiten, Terzette, ein Streichquartett, eine Toccata sowie ein Hymnus aus einem „Deutsche Messe” genannten Zyklus geistlicher Gesänge zeichneten Zug um Zug das eigenwillige Profil einer durchaus persönlichen Handschrift, in der wohl Reger, Debussy und Strawinsky Vorbilder, aber von jeder Abhängigkeit frei zur Einheit persönlichen Stiles, arerwebt sind. Von den sAtlsffthrenden sei vor allesudnr junge KMws.Mäjal genannt, dįr ąuf Geige,’ Bratsche und Klavier seinen jungen Mann stellte, ferner die Stimmen der Terzette: Steffi und Vally Hinterberger und Lore Mätzl. Besonderes Lob gebührt dem Geiger Heinrich Smetana. Aber auch alle anderen Ausführenden boten überdurchschnittliche Leistungen. Erfreulich festzustellen, daß auch außerhalb Wiens, im niederösterreichischen Land, wenn auch wenig bedankt und gewürdigt, gediegenes Schaffen und Musizieren lebt.

Lehrer und Schüler der Musikschule Döbling vereinten sich im Saale der Bezirksvorstehung zu einem ansprechenden Abend „AlteundneueMus i k”, Der Löwenanteil des Programms gehörte den Kindern und ihren durchweg recht guten, manchmal besonderen Leistungen in Stücken von Hindemith, Bartok, Kodäly, Prokofieff. Das Besondere der Wiedergabe lag fühlbar in dem inneren Leben, das im Spiel der Kleinen sprühte, die ihre Stücke nicht bravourmäßig auswendig gelernt, sondern die Art der Komponisten spielmäßig in sich aufgenommen hatten, so daß es Stil- oder Ausdrucksprobleme überhaupt nicht gab. Zum Abschluß musizierten der Leiter der Musikschule Franz Schmitzer (Klavier) und Gertrud Schmitzer (Sopran) G. Ph. Telemanns Kantate „Von Wald und Au” in ebenso schlichter hausmusikalischer Selbstverständlichkeit, wie die Kinder es dankenswerterweise von ihrem Lehrer mitbekommen hatten.

Das Interesse an den Musikabenden im Arkadenhof des neuen Wiener Rathauses setzte stürmisch bereits bei der ersten Veranstaltung ein. Das Amt für Kultur und Volksbildung der Stadt Wien sieht so seine langen Bemühungen um eine würdige und ansprechende Gestaltung des sommerlichen Konzertprogramms belohnt.

Einen netten Abend verdankten wir dem Orchester der Wiener Symphoniker mit dem Dirigenten Michael Gielen. Als Programmzentrum war zweifellos die Symphonie Es-Dur, Nr. 99. von Joseph Haydn anzusprechen. Die vielen Fremden im Arkadenhof hörten mit diesem Werke wohl eine der rührendsten Kundgebungen aus dem Geiste der österreichischen Landschaft — man denke an den Adagiosatz..— und auch die Stimme des Volkes war aus dem beschwingten Menuetto zu vernehmen. Es ist dem Orchester und seinem Dirigenten, einer überaus regsamen Persönlichkeit, der keine noch so kleine Nebenstimme der Partitur entging, nachzurühmen, daß sie vor allem in den Zeitmaßen — von wenigen Ausnahmen abgesehen — auf Muße, Sammlung und ruhigen Fluß bedacht waren. Den Anteil der Gegenwartsmusik lieferte Hans Erich Apostel mit Variationen über drei Volkslieder: eine verstandesmäßige, sehr gekonnte, zuweilen witzige Arbeit.

Ebenfalls starke Wirkung schon vom Dirigentenpult ging bei dem Konzerte des Niederösterreichischen Tonkünstlerorchesters durch den Grazer Gast Miltiades C a r i d i s aus. Kein Mann, der für das Auge dirigiert, und auch keiner, der im instrumentalen Bilde nach grellen, effektvollen Farben sucht. Die Gegenwartsmusik — „Aus der Biedermeierzeit” von Ernst Ludwig Uray — hatte das Pech, im Programm gleich neben den „Tänzen aus Galanta” von Kodaly zu stehen und der Vergleich drückte aufs Biedermeierliche, eine anspruchslose Folge von ländlerartigen Sätzen.

Auch Kurt Richter, der das Orchester an einem der folgenden Abende dirigierte, war ein unauffälliger, guter Mittler. Das kam. einem zeit- •.genössWtqj Wexį b ondm z rtp, denDrei Kleiner)…. SįucKen. von rntz S K o rz e n y. Rundung im Formalen, Bemühung in der müsikaliscfi’dn Aussage, gesunder Sinn für Melodie und maßvolle Rhythmik gaben sich hier kund.

Zwei Abende bestritt das Große Wiener Rundfunkorchester. Ihm war das Eröffnungskonzert anvertraut, das Rudolf M o r a 11 dirigierte. Hinsichtlich des Programms ist als verdienstlich anzumerken, daß aus dem Zyklus „Mein Vaterland” von Smetana der selten zu hörende dritte Teil, „Šarka” gespielt wurde.

Für das Sommergastspiel im Redoutensaal hat die Fremdenverkehrsstelle der Stadt Wien ein echt wienerisches Geschenk für die ausländischen Gäste ausgesucht, die tatsächlich in Massen erschienen waren: die unverwüstliche „Fledermaus”. Die Gewinne des Abends hießen: Franz Bauer- Th e u s s 1, der Dirigent, das von Dia Luca gut einstudierte Ballett (besonders im „Russischen Tanz”), Else Liebesberg (Adele), Sonja Mottl (Rosalinde) und die prägnante mimische Studie, die Laszlo S z e m e r e als Frank lieferte.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung