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Musikstadt Wien

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Ausstellungen der Stadtbibliothek. — Aufführungen österreichischer Komponisten

Der Musikenrhusiasmus, die kritische Aufnahmebereitschaft der Wiener stammen nicht von heute. Sie waren früher noch stärker ausgeprägt, al6 Wien anderen Städten als Heimat berühmter Komponisten und als Konzertstadt weit überlegen war. Ununterbrochen floß hier der musikalische Strom. Sein repräsentativstes Stück spiegelt die von der Wiener Stadt-bibliothek veranstaltete Ausstellung „Konzertstadt Wien“ im Rahmen des Brahms-Saalesj zu der auch die Nationalbibliothek, die Gesellschaft der Musikfreunde und die Philharmoniker wichtige Stücke beigesteuert haben. Die Konzertstadt zunächst: vom kaiserlichen Dekret zur Gründung der Tonkünstlersozietät 1771 über Glucks Ernennungsurkunde zum „k. k. Hofkompositor“ und Nicolais Aufruf zur Gründung der Philharmonischen Konzerte 1842 bis zu den Programmen aus jüngster Vergangenheit. Wien, die Heimat oder Wahlheimat der großen Tondichter, spricht eindringlich aus Haydns und Beethovens Testament von 1827, aus. Grillparzers Niederschrift ßeiner Rede am Grabe Beethovens und aus dem letzten Brief Pfitzners aus dem Münchener Altersheim an die Wiener Philharmoniker, die dem alten Meister in Wien eine letzte Heimstatt bereiteten. In den innersten Kern: ins Geheimnis des Schöpferischen, blicken wir, nicht ohne Ergriffenheit: eigenhändige Partituren und Entwürfe von Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert, Brahms, Bruckner, Mahler, Richard Strauß, Franz Schmidt, Schönberg, Alban Berg und Webern. Fast der ganze musikalische Parnaß dreier Jahrhunderte ist hier versammelt... Eine einzigartige Schau, von kundiger Hand geordnet und sorgfältig beschriftet, nicht nur für Kenner und Liebhaber, sondern volksbildnerisch im edelsten Sinn (Direktor A. Mitringer und Dr. F. Racek von der Wiener Stadtbibliothek haben gemeinsam mit der Gesellschaft der Musikfreunde die6e sehenswerte Ausstellung verwirklicht). — Durch Aufführungen der Werke von rund 20 zeitgenössischen österreichischen Komponisten in diesem Raum, jeweils nachmittags um 5 Uhr, wird die Brücke zur lebendigen Gegenwart geschlagen. —

Werke lebender österreichischer Komponisten hörten wir auch in zwei Konzerten der „Osterreichischen Gesellschaft für zeitgenössische Musik“, die — cum gran salis — den konservativen Flügel vertritt. Die Fülle der musikalischen Veranstaltungen im Rahmen der Wiener Festwochen gestattet uns leider keine eingehende Würdigung der einzelnen Kompositionen, zu denen auch mancherlei Kritisches zu sagen wäre. In einem von Felix Prohaska geleiteten Orche6terkonzert der Wiener Symphoniker hörten wir: ein Concerto grosso antico von Otto Siegel, ein Klavierkonzert von Marco Frank (mit Dr. Hans Weber als Solisten), die .Burleske für großes Orchester“ von Armin Kaufmann, drei Lieder von Joseph Marx (gesungen von Hilde Konetzni) und zwei-Sätze aus der IV. Symphonie von Raimund Weißensteiner. — In dem Kammerkonzert der ÖGZM hörten wir: fünf ernste Präludien („Auf den Tod eines Freundes“) für Violine und Klavier von F. Hasenöhrl, die Suite Nr. 2 für Klavier von N. Sprongl, vier Duette nach Texten von Gottfried Keller von R. Leukauf, die 3. Klaviersonate von M. Rubin, einen Zyklus Morgenstern-Liedei von Fritz Skorzeny und das I. Streichquartett von S. C. Eckhardt-Gramatte. — Wir werden bemüht sein, in anderem Zusammenhang auf die genannten Werke zurückzukommen.

Wie ein gewaltiger Turm überragte alles „Zeitgenössische“, doch nicht immer Neue, die Aufführung der VIII. Symphonie von Anton Bruckner durch die Wiener Philharmoniker unter Volkmar A n d r e a e. Die besonderen Tugenden und Fähigkeiten dieses Dirigenten wurden an dieser Stelle wiederholt hervorgehoben: seine Ruhe, seine Großzügigkeit, das Unverkrampfte seiner Auffassung, die Natürlichkeit in Dynamik und Agogik, mit einem Wort: die „Richtigkeit“ seiner Interpretation. Andreae läßt dein Orchester eine Art disziplinierter Freiheit, die diesem besonders gut bekommt. Die Philharmoniker, an diesem Tag besonders in Form, wurden zusammen mit dem Dirigenten geradezu stürmisch gefeiert. *

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