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Annäherung auf chinesisch

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Aus Rotchina ausgewiesene ausländische Bischöfe -darunterein Österreicher - sind im „Päpstlichen Jahrbuch" 1984 als emeritiert ausgewiesen. Ist dies ein Preis für die Annäherung Pekings an Rom?

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Aus Rotchina ausgewiesene ausländische Bischöfe -darunterein Österreicher - sind im „Päpstlichen Jahrbuch" 1984 als emeritiert ausgewiesen. Ist dies ein Preis für die Annäherung Pekings an Rom?

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Auch wenn die Bischöfe Taiwans sich während ihres jüngsten „Ad limina"-Besuchs in Rom ursprünglich darüber beklagen wollten, daß die Strategie der Annäherungsversuche zwischen dem Heiligen Stuhl und Rotchina auf ihrem Rücken ausgetragen wird, scheinen sich die Gemüter beruhigt zu haben. Wie nach der Abreise der Taiwan-Bischöfe durchsickerte, sollen die romtreuen chinesischen Bischöfe im Vatikan vorsichtig darauf vorbereitet worden sein, daß die diplomatischen Beziehungen des Heiligen Stuhls mit Nationalchina — bisher größter Hemmschuh auf dem Weg zu einem Dialog mit der Volksrepublik China — „abgetragen" werden sollen: man wolle die „Apostolische Nuntiatur" in Tai-peh in eine „Apostolische Delega-tur" ohne diplomatischen Rang umwandeln.

Kurz nach seiner Rückkehr nach Taiwan dementierte allerdings der Vorsitzende der (National-) Chinesischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaus Lo-kuang, Informationen, wonach die Bischöfe aus Taiwan bei ihrem „Ad-limina"-Besuch von einer bevorstehenden Verwandlung der päpstlichen Vertretung in Taipeh in eine Apostolische Delegatar unterrichtet worden sein sollen. Es sei auch unwahrscheinlich, meinte der Erzbischof, daß der Heilige Stuhl Beziehungen zum kommunistischen China aufnehmen werde.

In Form von Kritik am Heiligen Stuhl hatte der aus Rotchina ausgewiesene italienische Bischof

Faustino Tissot diesen Vorgang allerdings bestätigt.

Die Bestrebungen des Vatikans, engere Kontakte mit dem kommunistischen China zu knüpfen, dürften in die immer stärker ins Gewicht fallende Rolle des Heiligen Stuhls als Vermittler im Weltfrieden einzuordnen sein. Von der Volksrepublik China aus kommen unterdessen erstmals seit Jahren vorsichtige Signale dafür, daß die Annäherungsversuche des Vatikans nicht unangenehm sind. Seit einiger Zeit ist der Vorwurf an den Heiligen Stuhl, er mir sehe sich in die inneren Angelegenheiten Chinas ein, nicht mehr zu hören. Auch wenn man auf Regierungsebene erst weitere Schritte abwarten wird, bevor man sich äußert, waren bereits positive Stimmen aus den Reihen der von Rom unabhängigen „pa-

triotischen" Kirche in China zur Papstansprache an die Bischöfe aus Taiwan zu vernehmen. Darin hatte Johannes Paul II. die Bischöfe der Insel dazu aufgefordert, Brückenkopf-Funktion zu den Festlandchinesen einzunehmen und von der „einen großen Realität des chinesischen Volkes jenseits aller Wechselfälle und momentanen Teilungen der Geschichte" gesprochen.

Im Falle, daß alles gut vorangeht, könnten sicher auch für eine Versöhnung der patriotischen Kirche mit Rom Mittel und Wege gefunden werden. Kardinal Staatssekretär Agostino Casaroli bereits im Jahre 1981 zur illegitimen Weihe von Bischöfen in China: „Es ist nicht gesagt, daß sich das, was illegitim ist, nicht in Ordnung bringen läßt".

Aus ,JKathpress"

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