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Duarte glaubt an die Zukunft El Salvadors

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Der ehemalige Präsident von El Salvador, Jose Napoleon Duarte, Wunschkandidat der USA bei den Wahlen im März, von den linken Kreisen Europas vor dem Urnengang verdammt, nach dem Sieg der Rechtsextremen allseits plötzlich als „fähiger Politiker” bezeichnet, war im Rahmen einer Europareise in Wien.

Seit seiner Wahlniederlage ist sein Name aus Schlagzeilen der Weltpresse verschwunden; in seiner Heimat hingegen ist seine christdemokratische Partei eine starke Opposition innerhalb der Regierung: Bei den März-Wahlen erreichte Duartes Partei 41 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Doch durch den Zusammenschluß der rechtsextremen Konkurrenten erreichten diese die absolute Mehrheit in der verfassungsgebenden Versammlung und bilden nun die Regierungsmehrheit. Den sechs ultrarechten Ministern stehen vier christdemokratische Regierungsmitglieder gegenüber, je drei Minister stellen die Armee und der Staatspräsident.

Eine der ersten Aktionen der neuen Regierung war die teilweise Aufhebung der Landreform, die von Napoleon Duarte ausgearbeitet worden war. Im Rahmen dieser Reform hätte der besitzlosen ; Landbevölkerung ein Teil des von ihr bearbeiteten Landes übereignet werden sollen. 130.000 Familien hätten von diesem Programm profitieren sollen.

Die Landeigentümer zögerten jedoch, Boden ah die Bauern zu verpachten. Dadurch lag ein großer Teil der Anbaufläche brach. Durch die Aufhebung der Reform kamen 94 000 Bauernfamilien um den versprochenen Boden. /

Nach Aussage Duartes sei es aber seiner Partei gelungen, dem rechtsextremen Flügel unter der Führung von Robert D'Aubuisson Widerstand zu leisten und wenigstens die teilweise Weiterführung der eingeleiteten Agrarreform zu gewährleisten.

Duarte will auch sein Wirtschaftsmodell durchsetzen, das einen Lohn- und Preisstopp sowie Importsperre für Luxusgüter umfaßt. Unterstützung erhofft er in diesem Fall vom jetzigen Präsidenten Alvaro Magana, der Mitglied im Wirtschaftsrat Duartes war.

Als sein höchstes Ziel sieht der Expräsident die Demokratisierung seines Landes an. Doch dazu müßten nach seiner Ansicht auch linke Kreise an der Regierung beteiligt werden — allerdings erst dann, wenn sie ein gemäßigtes Zentrum gebüdet hätten. Versuche Duartes, während seiner Regierungszeit mit den Linksextremisten ins Gespräch zu kommen,,lehnten diese brüsk ab.

Duartes größtes Problem ist es, sein Programm der Bevölkerung verständlich zu machen — was umso schwieriger ist, als dieses von den Menschen auch Opfer verlangt. Auch die vermögende Oberschicht El Salvadors sei in keiner Weise zur Mitarbeit bereit: Sie unterstützt weder die Landreform noch die Wirtschaftspläne Duartes.

Trotz alledem sieht Napoleon Duarte die Lage in seinem Land in keinem allzu fahlen Licht. Er werde weiter für seine Ideen kämpfen, versuchen, die jetzige Regierung von diesen Ideen zu überzeugen und die Demokratisierung seines Landes voranzutreiben. Dabei will er auch die ideologische Unterstützung der europäischen demokratischen Parteien für sein Modell gewinnen.

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