7044438-1990_28_02.jpg
Digital In Arbeit

EiferSüchtige Verwandte

Werbung
Werbung
Werbung

Kurt Skalnik berichtet in der Besprechung des Buches von Alfred Payrleitner „Österreicher und Tschechen" (FURCHE 26/1990); der Verfasserversäumees nicht, „Fehlhaltungen gerade auch in der Geschichte beider ersten Republiken aufztizeigen. Dazu gehört, den völlig ahistorischen, nur auf die Sprachgemeinschaft basierenden Anspruch ,Deutschösterreichs' auf die deutschen Sprachgebiete Böhme'ns und Mährens, unter anderen sogar etwa auf das weit entfernte Reichenberg - ebenso wie auf das Egerland - anzumelden". Solche Anmeldungen des deutschen Restes der alten Monarchie (in diesem Sinn „Deutschösterreich") beruhten auf dem, wie sich nachher herausstellte, naiven Vertrauen auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker, wie es vom amerikanischen Präsidenten Thomas W oodrow Wilson verkündet worden war, von den Siegermächten des Ersten Weltkrieges aber den Besiegten · nicht gewährt wurde.

Es· läßt sich schwer vorstellen, wie so entfernte Gebiete wie das um Reichenberg von Wien aus hätten verwaltet werden können. Das wäre wohl nur möglich gewesen,

wenn diese Gebiete mit Österreich an das Deutsche Reich angeschlossen worden wären, wie damals die starke Tendenz herrschte (siehe Renner). And,ers sah es mit den geschlossenen deutschsprachigen Gebieten Südböhmens 'Und Südmährens aus. Südmähren war mit · Niederösterreich· seit vielen Jahrhunderten in kultureller Einheit eng verbunden, die sich besonders seit 1526 in der nach mehreren Vorspielen dauernden Vereinigung Böhmens und Mährens mit Österreich verstärkte.

Am 3. November 1918 traten die Reichsrats- und Landtagsabgeordneten des deutschen Gebietes Südmährens in Znaim zur provisorischen Kreisversammlung zusammen und erklärten durch einstimmigen Beschluß den Beitritt der rund 250 Gemeinden mit deutscher Bevölkerung in den politischen Bezirken Auspitz, Datschitz, Göding, Mährisch-Budwitz, MährischKromau, Nikolsburg und Znaim zum Staat „Deutschösterreich" mit dem Anschluß an das Kronland Niederösterreich und anerkannten die am 21. Oktober 1918 in Wien konstituierte Nationalversammlung als ihre höchste gesetzgeben-

de Körperschaft. Von österreichischer Seite wurde dieses Angebot angenommen

Wenn das Verlangen derSüdmährer als ahistorische Fehlleistung abgetan wird, wie steht es dann mit dem Anschluß des Burgenlandes an Österreich?

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung