Regionales Wunschkonzert im ORF
Die Wahl des ORF-Generals in genau zwei Monaten beendet nur die erste Etappe des öffentlich-rechtlichen Schaulaufens vor den politischen Entscheidern.
Die Wahl des ORF-Generals in genau zwei Monaten beendet nur die erste Etappe des öffentlich-rechtlichen Schaulaufens vor den politischen Entscheidern.
Bitte wundern Sie sich nicht, wenn Sie bis zum Herbst Ihren jeweiligen Landeshauptmenschen bei besonders vielen Anlässen in „Bundesland heute“ sehen werden! Denn die Wahl des ORF-Generals in genau zwei Monaten beendet nur die erste Etappe des öffentlich-rechtlichen Schaulaufens vor den politischen Entscheidern. Im September schlägt dann der neue (alte?) Chef des Radio-, Fernseh- und Onlinenachrichten-Marktführers sein Direktorium vor. Das ist nicht nur jenes Führungsteam, das in der Baustelle auf dem Wiener Küniglberg den Weg des ORF bis 2027 bestimmt. Dazu gehören auch die neun Filialleiter, bei deren Bestimmung die Landeshauptleute ein Anhörungsrecht haben.
Die regionalen Aspekte des weitaus größten Medienhauses genießen heute so viel Aufmerksamkeit wie seit 23 Jahren nicht mehr. 1998 ist in Österreich flächendeckend Privatradio gestartet. 1988 hat der ORF „Bundesland heute“ als Antwort auf das deutsche Privatfernsehen eingeführt. Regionale Verankerung für nationale Stärke: So haben auch Bundesländerzeitungen mit lokalisierter Chronik erfolgreich auf die Expansion des Wiener Boulevards reagiert. Heute ist die Konzentration auf die Region besonders wichtig, weil sie die aktuelle Angriffsebene der globalen Tech-Giganten von Google über Facebook bis Amazon ist. Es geht um die letzte Meile zum Konsumenten.
Entsprechend dick ist ein Forderungspaket der Ländervertreter quasi als Ouvertüre zur letzten Sitzung des Stiftungsrats vor der Wahl des Generals. Es beinhaltet vier Regionalminuten vor der „ZiB 2“ und mehr Eigenständigkeit der Landesstudios. Würden die Landeshauptleute eigene Wünsche abgeben, wären sie kaum anders. Es sind letztlich Konzepte für politischen Föderalismus. Einen regionalen Weg in die Zukunft der Medien zeigen sie nicht. Wozu auch? Es geht ja nur um (den Zugriff auf) den ORF.
Der Autor ist Medienberater und Politikanalyst.
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