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Heimat

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Worin liegt die aktuelle Bedeutung des vierten Gebotes? Welche Werte sollen durch dieses Gebot geschützt oder gefördert werden?

,JZhre deinen Vater und deine Mutter!“ Anerkenne die maßgebende Stellung, die Eltern innehaben. Eltern haben eine besondere Stellung. Ihnen verdanken die Kinder das Leben. Das Wissen um diese fundamentale Beziehung soll sowohl das Verhalten der Eltern wie auch der Kinder prägen. Eltern sind verantwortlich für ihre Kinder, und die Kinder werden verantwortlich für ihre Eltern.

Das besagt nicht, daß es nicht auch Konflikte zwischen Eltern und Kindern geben wird. Sie sollen in einer Atmosphäre der Achtung und des Respektes ausgetragen werden.

Auch der sozialethische Sinn des vierten Gebotes hat nicht an Bedeutung verloren, obgleich sich die gesellschaftlichen und ökonomischen Verhältnisse völlig verändert haben. Vor allem die erwachsenen Söhneund Töchter sollen besorgt sein um das Wohlergehen ihrer Eltern. Unzählige Väter und Mütter sind vereinsamt und verlassen von ihren Kindern.

Gerade hier zeigen sich die Auswirkungen des Zerfalls der natürlichen Gemeinschaften und die Folgen einer gewissen Atomisierung des gesellschaftlichen Lebens. Wo Eltern allein oder in Altersheimen wohnen, wird das vierte Gebot umso wichtiger.

Sinn des vierten Gebotes ist es auch, die Weitergabe des Glaubens, des Lebenswissens, der „Tradition“ durch die Eltern an die Kinder zu erleichtern und zu fördern. Gerade heute wissen wir, wie sehr die Eltern durch ihr Denken, Reden und Verhalten auch das Denken und Verhalten der Kinder prägen, es bilden oder auch verbilden. Eltern haben sowohl durch ihr positives Bemühen wie auch durch die Versäumnisse einen prägenden Einfluß auf ihre Kinder. Das vierte Gebot will diese Wirklichkeiten in das Bewußtsein rufen. Es will die Eltern auf ihre Verantwortung aufmerksam machen.

Das vierte Gebot ist verbunden mit einer Verheißung; der Verheißung von Land, langem Leben, Wohlergehen. Vielleicht könnte man diese Verheißung auch zusammenfassen mit dem Begriff „Heimat“. Wo das vierte Gebot gehalten wird, dort entsteht Heimat. Wo es nicht gehalten wird, sei es von seiten der Eltern oder der Kinder, entsteht Heimatlosigkeit.

Daß heute so viele junge Menschen kein Zuhause haben und sich so viele alte Menschen ohne Heimat fühlen, hängt wohl auch mit dem Nicht-Beachten des vierten Gebots zusammen.

16. Teil einer Serie zur Lebensrelevanz der Zehn Gebote.

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