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Jetty entscheiden!

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Eine rasche, eine endgültige Entscheidung: Das ist für viele jetzt ein vorrangiges Ziel bei der Bundespräsidentenwahl geworden.

Nicht von Anbeginn war dies der Fall. Es gibt gerade unter den kritischeren Zeitgenossen ein starkes Unlust-gefühl, eine Protesthaltung gegen hergebrachtes Politikmachen mit Methoden von gestern — und damit auch gegen Gesichter von gestern.

Waldheim und Steyrer sind solche Gesichter. Enttäuschte aus allen Lagern wollten ihnen stellvertretend im ersten Wahlgang einen Denkzettel verpassen — durch eine Stimme für Freda Blau-Meissner zum Beispiel.

Deren Sympathisanten halten sie überwiegend auch für ungeeignet, in die Hofburg einzuziehen — aber als Symbolfigur für Wählerprotest ist sie sehr wohl geeignet. Deshalb zweifelten politische Auguren nicht, daß sie trotz aller Schwächen und Pannen mehr Stimmen erhalten würde, als Umfragen zu signalisieren scheinen. Im zweiten Wahlgang würden sich ihre Stimmen dann auf Waldheim und Steyrer verteilen oder (relativ häufig wohl) ungültig ausfallen.

So der bisherige Trend. Das allerletzte Ausarten der Freistilschlacht um Waldheim hat diese Strategie entwertet. Der Rachefeldzug einiger entfesselter Fanatiker in den USA, die viel mehr noch als Waldheim die ungeliebte UNO treffen möchten, hat skandalöse Ausmaße angenommen. Heimische Sozialisten, als Erstzündler mit schier unentrinnbarem Verdacht behaftet, haben diese verheerende Wirkung sicher nicht gewollt. Aber auf dem schmalen Grat zwischen Minimalpatriotismus und Maximalnutzung des Parteivorteils wandelnd, finden sie mühsam nur die Spur.

Weitere Abstürze und Entgleisungen sind zu befürchten. Zorn, Haß, Erbitterung greifen wie ein Steppenbrand um sich. Entsetzen hat besonnene Menschen in allen Parteilagern erfaßt.

In dieser Situation ist Schadensbegrenzung für viele zur Gewissenspflicht geworden. Die sicherste und rascheste Schadensbegrenzung wäre die Verhinderung eines zweiten Wahlgangs. Denn daß nach einer Entscheidung die Giftspritzen zwar nicht über Nacht, aber doch relativ schnell zum Stillstand kommen werden, darf erwartet werden.

Wer also glaubt, daß Österreich fünf weitere Wochen dieses Skandalschauspiels erspart bleiben sollten, muß dazu beitragen, daß die Entscheidung schon an diesem Sonntag fällt. Uber sinnvolle Protestgesten gegen Dinosaurierpolitik denken wir dann gemeinsam nach.

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