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Kap der Letzten Hoffnung?

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Afrika: der ärmste Kontinent des Planeten Erde. Erdteil ohne Hoffnung, Erdteil ohne Chance? Wenn jetzt auch noch das wirtschaftlich stärkste Land Afrikas, Südafrika, in Chaos versinken sollte: An welches Wunder kann man dann noch glauben? Wenn das überfällige Experiment aber gutgeht, könnte dann nicht die nahezu einzige Hoffnung für eine Belebung der Wirtschaftskraft des ganzen Kontinentes aus dem Süden kommen? Kap der Guten, Kap der Letzten Hoffnung also?

Die Zeichen stehen derzeit eher auf Sturm. Seit der kühne Ministerpräsident der Weißenregierung, Frederik Willem de Klerk, am 2. Februar 1990 das Ende der Apartheid und eine Zukunft des revolutionären Neubeginns verheißen hat, haben sich viele Blitze über seinem Land versammelt. Seine Nationalpartei, zuerst vom Schwung seines überraschenden Kurswechsels mitgerissen, wird von den oppositionellen Konservativen und von Rechtsextremen immer stärker bedrängt. Bei der jüngsten Nachwahl gab es einen Erdrutschsieg für seine Gegner. Nelson Mandela, weise gewordener alter Staatsmann der schwarzen Bevölkerung, hat den wieder ins Land gelassenen Afrikanischen Nationalkongreß (ANC) auf einen Kurs der Gewaltlosigkeit eingeschworen. Aber der wieder wird von links in Frage gestellt. Kommunisten und andere Radikale wollen mehr, und das schneller.

Die Gewalttätigkeit hat zugenommen. 90 Prozent der Bluttaten begehen Schwarze an Schwarzen, was die These der Weißen zu erhärten scheint, daß die alten Stammeskonflikte nicht überwunden sind, sondern gewaltig aufbrechen könnten, wenn eine schwarze Regierung ans Machtverteilen geht. Das wird bald der Fall sein -rascher vermutlich, als alle es glauben wollten.

Bei der heurigen Parlamentseröffnung hat de Klerk eine Übergangsregierung „so rasch wie möglich" angekündigt; ihr sollen auch Vertreter der schwarzen Bevölkerung (mehr als drei Viertel im ganzen Land) angehören. Diese soll eine neue Verfassung ausarbeiten, über die dann das gesamte Staatsvolk aller Hautfarben abstimmen muß.

Den Gedanken an eine garantierte Mindestvertretung der Weißen im künftigen Zweikammern-Parlament hat man fast schon wieder fallengelassen - er hat sich in Simbabwe, dem ehemaligen Rhodesien, nicht übermäßig bewährt und nicht lange gehalten. Statt dessen setzen die Weißen auf Menschenrechts- und Minderheitsgarantien im Sinn von Völkerrecht und UN-Charta. Und auf die Einsicht der Mehrheit, daß ein harmonisches Neben- und Miteinander Vorteile für alle, eine triumphalistische Verdrängung der Weißen aus Regierung und Verwaltung aber Chaos bedeuten könnte.

Die bisher in Simbabwe und in Namibia, dem ehemaligen Südwestafrika, gemachten Erfahrungen sind eher ermutigend. Wer hoffen möchte, hat nicht allein das Kap auf seiner Seite.

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