Der Damm gebrochen?

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Trotz massiver Gegenagitation des (ultra-)konservativen Kirchenlagers sprach sich in Rom die Bischofssynode zu Amazonien für vorsichtige kirchliche Reformen aus.

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Trotz massiver Gegenagitation des (ultra-)konservativen Kirchenlagers sprach sich in Rom die Bischofssynode zu Amazonien für vorsichtige kirchliche Reformen aus.

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Das Zeter und Mordio, das konservative bis ultrakonservative Kirchenkreise rund um die nun in Rom zu Ende gegangene Amazonien-Synode angestimmt haben, vermittelte den Eindruck, das Ende der katholischen Kirche sei nah. Die Diskussion um auch verheiratete Priester wurde von dieser Seite so geführt, als ob am Pflichtzölibat der Priester die Zukunft der katholischen Kirche hänge.

Und die völlige Nebensächlichkeit, dass in einer römischen Kirche indigene Objekte aus Amazonien ausgestellt waren, die zuvor auch beim Eröffnungsgottesdienst der Syn­ode zu sehen waren, wurde zur großen Häresie stilisiert: dass nämlich die Bergoglio-Kirche dem Heidentum und Götzendienst anheimgefallen sei. Social-Media-wirksam wurden denn auch zwei Holzstatuen nackter schwangerer Frauen aus besagter Kirche gestohlen und in den Tiber geworfen – der ikonografische Anklang der Aktion war unverkennbar: Ende des neunten Jahrhunderts hatte Papst Stephan VI. die Gebeine seines Vorvorgängers Formosus in den Tiber werfen lassen …

Die Impertinenz der Erzkonservativen war laut, aber letztlich weniger erfolgreich. Denn im Schlussdokument der Synode finden sich vorsichtige Vorschläge, bewährte verheiratete Diakone in Gegenden eklatanten Priestermangels zu Priestern zu weihen. In Sachen Frauen wird eine Neuüberlegung des Ständigen Diakonats für Frauen angeregt (Papst Franziskus will die entsprechende vatikanische Kommission mit neuer Besetzung wieder einsetzen). Gleichfalls regt das Schlussdokument an, einen eigenen amazonisch-katholischen Ritus – analog den katholischen Ostkirchen – zu entwickeln.

Flächendeckender Jubel der Reformer

Alle Kapitel des Schussdokuments wurden mit mehr als Zweidrittelmehrheit der stimmberechtigten Bischöfe und männlichen Ordensoberen angenommen – die oben genannten Anregungen, allen voran jener über verheiratete Priester, allerdings mit der meisten Zahl an Gegenstimmen.

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