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Selbstdarstellung

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Die Tatsache, daß man durch Jahrhunderte die Frau auch in der Kunstwelt unterdrückte, ist empörend. Der Versuch der italienischen Schriftstellerin und Kunsttheoretikerin Anna Banti, auf die Barockmalerin Artemi-sia Gentileschi aufmerksam machen zu wollen, verdient großes Lob.

Die 1985 verstorbene Autorin schien vom Schicksal Artemisias sehr beeindruckt, denn bereits im Zweiten Weltkrieg verfaßte sie einen Roman über die Künstlerin, das Manuskript verbrannte 1944 bei einem Bombenangriff auf Florenz, 1947 entstand eine rekonstruierte Fassung. Erst 1989 wies der Mailänder Verlag Rizzoli auf eine Veröffentlichung besonderer Art hin.

In diesem Buch verband Anna B anti nämlich ihr Leben mit dem ihrer Heldin und hält Zwiesprache mit ihr. So treibt die Suggestivität und Phantasie der Autorin bisweilen seltene Blüten und ringt dem Leser oft ein Lächeln ab, weil sowohl Inhalt als auch Sprache des Buches einfach zu krampfhaft, zu gewollt wirken.

Als historisch verbürgt gilt, daß Ar-temisiaum 1597 in Rom geboren wurde. Dir Vater war der berühmte Maler Orazio Gentileschi, dessen naturalistisch-idealistischen Werke in bedeutenden europäischen Museen und Kirchen hängen. 1628-29 besuchte sie ihren Vater in London, weil er an den Hof Karls I. gerufen worden war. Später leitete sie eine Malschule in Neapel. Ihre Bilder - die eine Fortsetzung des väterlichen Stiles aufweisen - finden sich auch im Louvre und im Prado.

Leider erfährt der Leser im Roman über Artemisias (Euvre und dessen mögliche Interpretation wenig. Dafür aber werden deren seelische Zustände - die kaum überliefert worden sind -mit vermeintlichem Einfünlungsver-. mögen beschrieben. Bei aller Freiheit der Poesie geht das Werk an seinem eigentlichen Zweck vorbei.

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