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Sexualerqehung

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Die Diskussion über den Medienkoffer zur Sexualerziehung hat ein vielfältiges Dilemma sichtbar werden lassen.

Erstes Dilemma: Im sogenannten Zielparagraphen hat sich die österreichische Schule zur Aufgabe gestellt, die Jugend nach sittlichen, religiösen und sozialen Werten zu erziehen. Ein Rundschreiben des Unterrichtsministeriums aus dem Jahr 1970 zur Sexualerziehung verlangt eine solche nach einer „echten Wertordnung“. Aber welche Werte sind damit gemeint?

Genügt es, Jugendliche angesichts eines „Wertepluralismus“ allein zu lassen?Bietet nur biologisch fundierte Information schon echte Lebenshilfe? Hat unsere Gesellschaft noch den Mut, sich auch zu Idealen zu bekennen? Der jetzige Stand der Diskussion zeigt das Dilemma, aber noch lange keine Lösung.

Zweites Dilemma: Im Zug der Diskussion haben die Eltern reklamiert, daß man durch schulische Sexualerziehung ihr ureigenstes Recht diesbezüglich tangiere. Es ist gut, daß es Eltern nicht gleichgültig ist, wer Kinder aufklärt. A ber haben nicht sehr viele Eltern von diesem Elternrecht“ kaum je Gebrauch gemacht? Der Einspruch der Eltern wird erst dann glaubwürdig, wenn sie auch den Mut zur Erfüllung ihrer Pflichten haben.

Drittes Dilemma: In der Wertediskussion zu diesem Thema erwartet man zu Recht einen Beitrag von der Kirche. Römische Aussagen dazu decken sich nicht immer mit den Meinungen sogar prominenter Moraltheologen. Andererseits werden diese in den letzten Jahren sehr kritisch beobachtet und zensuriert. Die Folge ist, daß Moraltheologen ersten Ranges sich von der öffentlichen Diskussion eher fernhalten.

Weniger bekannte Autoren melden sich sehr wohl zu Wort: die einen schärfen ohne viele Argumente nur Normen ein; die anderen werfen, mit dem Strom der Zeit schwimmend, unbekümmert fast alles Prinzipielle über Bord. Insgesamt hat die Kirche durch diese Entwicklung auf dem Gebiet der Sexualmoral viel an Vertrauen verloren und ist an der Orientierungslosigkeit der Gesellschaft nicht unschuldig.

Sexualerziehung ist für das Gelingen des persönlichen Lebens und des Zusammenlebens von außerordentlicher Bedeutung. Die gegenwärtige Diskussion zeigt dieses vielfache Dilemma. Ein Dilemma ist eine Zwangslage vor einer notwendigen Entscheidung. Es wäre gut, sich auch von manchen Zwängen zu befreien und der Jugend wirkungsvoller bei ihrer notwendigen Entscheidung zu helfen.

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