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Was nun in Rhodesien?

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Die Pearce-Kommission, die in Rhodesien die öffentliche Meinung prüft, dürfte demnächst nach Großbritannien zurückkehren und wird später ihren Bericht veröffentlichen. Selbst wenn man bedenkt, wie schwierig es ist, die wahren Ansichten der Afrikaner festzustellen, hat man doch schwerlich den Eindruck, daß die Kommission ein positives Urteil abgeben und die Meinung vertreten wird, das geplante britisch-rhodesische Abkommen sei für die große Mehrheit der rhodesischen Bevölkerung annehmbar.

In diesem Falle ergäbe sich die Frage, wie die Folgen eines solchen Urteils aussehen. In manchen Kreisen steht man auf dem Standpunkt, die beiden Regierungen würden gut daran tun, das Abkommen unter allen Umständen durchzuführen — ungeachtet des Kommissionsberichtes. Aber das wäre kaum möglich. Denn die britische Regierung hat sich von Anfang an zu dem Prinzip bekannt, daß jede Regelung für die Mehrheit der rhodesischen Bevölkerung annehmbar sein müsse. Andere hoffen, daß es zu neuen Verhandlungen zwischen London und Salisbury kommen könnte. Der afrikanische Nationalrat, der die jetzigen Bedingungen ablehnt, würde eine Konferenz über die Fragen der Verfassung unter britischem Vorsitz begrüßen. Aber die weißen Rhodesier wären damit höchstwahrscheinlich nicht einverstanden, und in London wie in Salisbury hat man die ganze Zeit über die Ansicht vertreten, daß die Verhandlungen zwischen Home und Smith die letzte Chance für eine Regelung gewesen seien.

Natürlich ist es nicht schwer, an dem geplanten Abkommen Kritik zu üben. Aber da Großbritannien nicht in der Lage ist, Rhodesien seinen Willen aufzuzwingen, sind die ausgehandelten Bedingungen wahrscheinlich die bestmöglichen. Sollten die Afrikaner diese Bedingungen ablehnen, dann würden sie sich faktisch dafür entscheiden, daß der jetzige, ihnen nicht genehme Zustand auf unbestimmte Zeit anhalten wird. Vermutlich würde sich Rhodesien noch mehr als bisher Südafrika annähern und möglicherweise zu einem System der Apartheid übergehen.

Auch steht nicht fest, ob man die Sanktionen gegen Rhodesien fortsetzen wird. Die Amerikaner haben sich bereits aus strategischen Gründen gezwungen gesehen, rhodesi-sches Chromerz einzuführen; und man sieht deutlich, daß sich verschiedene Industrieländer nicht an die Sanktionsbestimmungen halten, die sie offiziell anerkennen. Angesichts dieses Stands der Dinge wird man zweifellos immer stärkeren Druck auf die britische Regierung ausüben, um zu erreichen, daß sie die Sanktionen aufgibt und die ganze Rhodesienfrage im Falle eines ergebnislosen Regelungsversuches auf sich beruhen läßt.

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