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Werden Neuwahlen Ian Smith helfen?

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Die Auflösung des rhodesischen Parlaments und die Ausschreibung von Neuwahlen für den 31. August dieses Jahres überraschten selbst politisch gut orientierte Kreise in Salisbury. Die Überlegungen, die Ian Smith zu diesem Schritt bewogen haben, entbehren aber eines hohen Maßes an Logik nicht.

Nach dem Absprung von zwölf Abgeordneten seiner Partei, denen Ministerpräsident Smith den Schwarzen gegenüber zu nachgiebig erschien, verfügt der Premier nur noch über 37 von 66 Sitzen. Anläßlich der letzten Verhandlungen über die britisch-amerikanische Rhodesieninitiative ließ man Smith spürpn, daß seine Basis schmal geworden sei und daß nicht mehr ganz klar sei, für wieviele Rhodesier er noch sprechen könne. Die Verhandlungen zerschlugen sich allerdings nicht deswegen, sondern weil Großbritannien sich nicht bereitfand, eine Friedenstruppe des Commonwealth nach Rhodesien zu entsenden.

Da Smith nun wieder dazu übergegangen ist, nach einer internen Lösung zu suchen, benötigt er dringender denn je eine Zweidrittelmehrheit im Parlament. Jede neue Ordnung im Land bedingt eine gründliche Revision der Verfassung, die mit Zweidrittelmehrheit beschlossen werden muß. Gerade die westlichen Nationen sollten eigentlich Verständnis für rechtsstaatliches Denken aufbringen und von Smith nicht die Zustimmung zu einer radikalen Lösung erwarten, für die er kein Mandat und keine Befugnis hat.

Die führenden Köpfe unter den abtrünnigen Parlamentariern sind der Dentist Dr. Colin Barlow und der frühere britische MajörTed Sutton-Price. Barlow erhebt gegen die Regierung den Vorwurf, sie vergeude unnütz Zeit mit Verhandlungen, die zu keinem guten Ziele führen könnten. Die Führer der schwarzen nationalistischen Organisationen würden sich nie zu einer für die Weißen akzeptablen Lösung bereit finden. Ihr ganzes Sinnen und Trachten ziele auf die totale Auslieferung des Landes an sie ab. Was Smith erreicht.habe, sei ein wachsender Vertrauensschwund seitens der Weißen und der Schwarzen in Rhodesien, und die Weißen erbrächten den Beweis für seine Behauptung „mit dem Votum ihrer Füße” - ein Hinweis auf die besorgniserregende Abwanderung, die im Mai einen Höhepunkt erreichtę.

Sutton-Price war einmal einer der engsten Vertrauten des Regierungschefs. Seine Sprache ist nicht so scharf wie die Barlows; er konzentriert sich nicht so sehr auf Kritik, sondern versucht, eigene Ideen zu entwickeln. Er ist, kann man sagen, um die Quadratur des Zirkels bemüht; so wenig realisierbar nämlich dürften seine Gedanken betreffend eine multirassische Entwicklung unter Respektierung des Individuums und Vermeidung einer effektiven Herrschaft der Schwarzen sein. Sie wären vielleicht diskutabel, wenn Sutton-Price sagen könnte, wer eine so delikate neue Struktur gegen die Radikalen schützen sollte, die, von den UN unterstützt, im südlichen Afrika den Ton angeben und ungeduldig darauf warten, endlich loszuschlagen.

Die aus der rhodesischen Front des Ministerpräsidenten Smith ausgetretenen Rebellen haben inzwischen eine eigene Partei gegründet, von der man erwarten kann, daß sie unter ihrem Namen „Rhodesische Aktionspartei” am 31. August gegen „Old-Smithy” an- treten wird. Es ist zu früh, Prognosen zu stellen. Viel hängt davon ab, ob sich die neue Partei in so kurzer Zeit konsolidieren kann, noch mehr wahrscheinlich davon, wer einen glaubwürdigen Ausweg aus der Sackgasse, in der Rhodesien nun einmal steckt, zeigen kann.

Die Reaktionen auf die Ausschreibung von Neuwahlen waren in aller Welt überwiegend ungünstig. Zu Unrecht, denn es steht jeder Regierung zu, eine innenpolitisch unklare Situation durch ein neues Votum des Volkes zu bereinigen. Von einer „konfusen Reaktion”, wie der amerikanische UN-Botschafter Young sich ausdrückte, kann keine Rede sein. Es ist weltweite Gepflogenheit geworden, alles, was in Salisbury unternommen wird, abzuqualifizieren.

Am 31. August werden 50 Weiße und 16 Schwarze zu Abgeordneten gewählt. Leider werden keine Rückschlüsse auf die Stimmung unter den Schwarzen möglich sein, da nur eine verschwindende Minderheit von ihnen wahlberechtigt ist.

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