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Hektische Verhandlungstätigkeit: Alle stehen unter Zeitdruck
Der Weltöffentlichkeit bot sich ein eigenartiges Schauspiel: Während Premierminister Smith, in dessen Händen die eigentliche Macht in Rhodesien liegt, in Salisbury mit drei angesehenen schwarzen Politikern über die Zukunft des Landes konferierte, traf Großbritanniens Außenminister Owen auf Malta mit anderen schwarzen Führern zusammen, um eine andersartige Lösung des Konfliktes auszuhandeln. Die Gesprächspartner Smith', Bischof Muzorewa, Pastor Si-thole und der Chef des Häuptlingrates, Senator Chirau, gelten als gemäßigt, während Außenminister Owen und der ihm assistierende amerikanische UNO-Botschafter Young sich mit den radikaleren Anführern der Patriotischen Front, Nkomo und Mugabe, an den Verhandlungstisch setzten.
Die Gespräche in Salisbury sind in einem weit fortgeschrittenen Stadium. Entsprechende Rechte für die Weißen sind im Verfassungsentwurf enthalten und dürfen in den nächsten zehn Jahren nicht geändert werden. In dem hundert Sitze umfassenden Parlament sind 28 für weiße Abgeordnete reserviert, deren Stimmen als Sperrminorität für unannehmbare Gesetzesvorlagen genügen. Über die Zusammensetzung der Armee und der Polizei wird noch verhandelt, doch rechnet niemand damit, daß diese Themen das Werk zum Scheitern bringen könnten. Wenn die voUe Einigung zustande kommt, ist Smith bereit, einer Amnestie für die Guerilleros zuzustimmen.
Auf Malta aber erwies es sich wieder, daß Nkomo und Mugabe ganz andere Vorstellungen von der Zukunft Rhodesiens haben. Unter ihrem Kommando stehen bekanntlich starke Guerillaverbände, die von Zambia und Mozambique aus operieren und der rhodesischen Armee viel zu schaffen machen. Sie streben die ganze Macht an, ihnen schwebt eine Gewaltlösung, wie die in Angola praktizierte, vor.
Will man nun Owen und Young vorwerfen, daß sie Rhodesien radikalen Kräften ausliefern wollen, so muß doch angeführt werden, daß Großbritannien und die Vereinigten Staaten sich bezüglich Rhodesien in einer heiklen, fast peinlichen Lage befinden. Der im Herbst von ihnen präsentierte Rhodesienplan wurde von allen Parteien abgelehnt. Wenn sie nun alles unternehmen, um überhaupt im Gespräch zu bleiben, geht es wohl in erster Linie darum, das Image zu wahren. Davon abgesehen, weiß man, daß das Schicksal der Weißen dem UNOBotschafter Young wenig Kummer bereitet. Er vertritt die Meinung, daß ein wirtschaftlich zerrüttetes Rhodesien sich an den Westen anlehnen müsse, wenn es sich wirksame Hilfe von irgendeiner Seite erwarte. Was der namens der Londoner Regierung agiernde Owen für das Schicksal der Weißen in Rhodesien übrig hat, ist nicht geklärt.
Charakteristisch für die Situation rund um Rhodesien ist, daß sich jede Partei in Zeitnot befindet. Jede Gruppe weiß daher auch, daß ihre Kontrahenten ebenfalls unter Zeitdruck stehen. Niemand will aus diesem Grund nachgeben, weil jeder hofft, daß der Verhandlungspartner bald einlenkt. Smith hat den weiteren Schwund der Volkskraft der Weißen durch Krieg, Abwanderung und wirtschaftliche Probleme zu befürchten; die schwarzen Führer sind über eventuelle Fortschritte ihrer Rivalen besorgt, sei es auf dem Verhandlungsweg, sei es durch den schwelenden Bürgerkrieg; Owen und Young fürchten das Übereinkommen zwischen Smith und seinen Gesprächspartnern, wodurch sie ausmanövriert werden.
Die Rhodesienfrage drängt nach langem Zögern und Hinhalten also doch einer Lösung zu. Ian Smith, der sich fast 14 Jahre hindurch mit Stand-haftigkeit, aber auch mit Schlauheit behauptet hat, ist ungebrochen optimistisch. Er sieht seine interne Lösung in greifbarer Nähe und hofft, daß seine Landsleute diesen Vorschlägen in einem Referendum ihre Zustimmung geben, die allgemeinen Wahlen hierauf ohne große Schwierigkeiten über die Bühne gehen können.
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