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England handelte unter Druck

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Die Haltung Englands, zumindest offiziell, war und ist durch einen Druck einzelner afrikanischer Staaten auf das Commonwealth erklärlich, denn die Handlungsweise Smiths kam für England weder überraschend, noch kann sie — schon aus der geschichtlichen Entwicklung Südrhodesiens im Verband des Commonwealth — als wirkliche „Rebellion“ angesprochen werden. Rhodesien denkt daran, so waren auch wiederholte Äußerungen seines Premiers Smith zu verstehen, zwar unabhängig zu sein, jedoch keineswegs die Bande mit England und der Krone zu zerreißen. Die Masse der weißen Bevölkerung in Rhodesien ist englisch und denkt englisch, nur elin Ausschluß aus dem Commonwealth könnte dazu führen, daß das Land zur Republik erklärt werden würde.

Rhodesien betreibt auch keine extreme Rassenpolitik („Every individual, regardless of race, has equal rights...“ steht in einer Erklärung des Bürgerrechts in Rhodesien zu lesen), nur verbietet die reine Vernunft und das Landesinteresse, die Erhaltung des geschaffenen echten Wohlstandes sofort und ohne Übergang bisherige Formen unter Überspringen einer naturnotwendigen eigenständigen Entwicklung einfach über Nacht aufzugeben. Die Ausschaltung von radikalen Kreisen, und es sind leider in erster Linie farbige Kreise, geschieht nur dort, wo echte Sorge um den Fortbestand der bisher geleisteten Aufbauarbeit dies verlangt und eben mit der Absicht, eine organisierte Weiterentwicklung mit einem friedlichen Neben- und Miteinander von Schwarz und Weiß zu gewährleisten.

Die Partner Rhodesiens

Der englischen Verhandlungsdelegation ist eine rhodesiscthe gegenübergesessen, deren einzige Mitglieder das Land treffend vertreten konnten, weil sie selbst in die Aufgaben dieses Landes und des sich entwickelnden Gemeinwesens von Jugend an hiineingewachsen sind.

Sir Cornelius Greenfield, der Leiter der Delegation und Wirtschaftsberater des Premierministers Smith, wurde 1906 in Südafrika geboren und lebt seit seinem dritten Lebensjahr in Rhodesien. Erzogen an der Milton School in Buiawayo trat er 1925 in den öffentlichen Dienst. Er ist verheiratet und Vater eines Sohnes und zweier Töchter. Mr. Gerarld B. Clarke, 1909 in Gwelo geboren, am St. Georges College in Salisbury erzogen, gehört seit 1927 dem öffentlichen Dienst an, diente im zweiten Weltkrieg in Ostafrika, Abessinien und Italien und ist zur Zeit im Sekretariat des Premiers tätig. Auch er ist verheiratet und hat Kinder: Zwei Söhne und eine Tochter.

Das dritte Mitglied der rhodesi- schen Delegation, Mr. S. E. Morris, ist 1908 in Rhodesien geboren und trat, wie schon sein Vater, in den öffentlichen Dienst, nachdem er in England und Amerika studiert hatte. Er bekleidet seit Mai 1965 den Rang eines Vorsitzenden der Behörde für c öffentliche Angelegenheiten. In Salisbury wurde fallweise auch Mr. Geoffrey H. Bryan — vom Büro des Premierministers — zu den Beratungen zugezogen, also durchweg Männer, die, wie kaum andere schon durch frühere Generationen, die afrikanischen Verhältnisse kennen und richtig zu beurteilen verstehen.

Der Kern der Gefahr

Die Gefahr der Zukunft für Afrika ist der Kommunismus. Gewisse Kreise befürchten eine solide wirtschaftliche Konsolidierung in einzelnen Ländern nur deshalb, weil damit, und mit starken Bindungen zur freien westlichen Welt und einer Demokratisierung von innen heraus, autokratische Machtbestrebungen ebenso wie gerade in den Krisenzentren des Kontinents der unverkennbare Zug nach dem Osten immer mehr abgebaut werden müßten. Dem entgegen stünde ja auch die Reduzierung vorhandener Krisenherde und die Ausweitung des Gedankens einer echten afrikanischen Föderation, die ein bedeutender Handelspartner Europas und als dessen wirtschaftliches Hinterland auch durchaus in der Lage wäre, gewisse rückläufige Tendenzen in der europäischen Wirtschaft aufzufangen und auszugleichen.

Sowohl England selbst, das Commonwealth, als auch die USA können an einer Lösung des Rhodesien- problems um jeden Preis — schon aus wirtschaftlichen Gründen — nicht interessiert sein. In Frankreich zeichnete sich ein gewisser Haltungswechsel ab, und Portugal, die Südafrikanische Republik und Australien votieren eher für Smith. Innerhalb der afrikanischen Länder riefen einzelne Stimmen von Anfang an zur Mäßigung, unter ihnen auch Doktor Hastings Banda, Präsident von Malawi. Damit wird eine konstruktive, aufbauende Lösung des Problems Rhodesien nach und nach als einzig möglich und auch notwendig erkannt und früher oder später verwirklicht werden müssen.

Lediglich ein starker Machtblock im Süden Afrikas, einschließlich Südafrika selbst, mit konsolidierten Verhältnissen, kann als Gegengewicht von unweigerlich entstehenden Krisenherden durch die etwas eigenwillige Politik 'einzelner Staaten angesehen werden. Darauf sollte in erster Linie die künftige Haltung Europas und der USA Rücksicht nehmen, ohne sich von hier unangebrachten Sentiments oder einer Verärgerung gewisser, politisch anders orientierter Kreise beeinflussen zu lassen. Es geht hier nicht, wie die Weltöffentlichkeit leicht glauben könnte, um Rassenprobleme, sondern in erster Linde um die Erhaltung eines strukturellen Gleichgewichts in einem Teil Afrikas.

Gerade der Bestand von Südrhodesien, als unabhängiger rhodesi- scher Staat, kann für die Zukunft in dieser Richtung entscheidende Be- leutung haben.

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