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Kein Abschied vom Väterglauben
GLAUBENSRECHENSCHAFT EINES ALTEN MANNES. Von Josef Karl Knecht-Verlag, Frankfurt 1967. Preis DM 19.80.
Man könnte meinen, „Glaubensrechenschaft eines alten Mannes“ nicht von allzu großem Allgemeininteresse ist, zumal in einer Zeit, der eher die Zukunft zur Bewältigung aufgetragen ist als die Vergangenheit. Aber wenn man das Buch in die Hand nimmt, ist man angenehm überrascht. Hier liegt kein wehmütiger und trauriger „Abschied vom Väterglauben“ vor oder eine Rechtfertigung des Festhaltens an ihm. Hier wird auch kein intimes „Seelenleben“ ausgebreitet, daß eher peinliche Berührtheit als Interesse hervorrufen könnte.
Was J. K. Pfleger in den einzelnen Abschnitten seines Buches bietet, ist eine profilierte und engagierte Auseinandersetzung mit den Problemen einer an geistigen Veränderunigen nicht gerade armen Epoche. Was für Themen auch angeschnitten werden — die christliche Mystik, Glaubensschwierigkeit und Glaubenshilfe, Theologie nach dem Tode Gottes, Evolution und Christentum, Mysterium —, immer wird der gläubige Intellekt eines Mannes sichtbar, der sich nicht scheute, in den Dialog mit den christlichen und nichtchristlichen Geistesmächten der Gegenwart seines Lebens einzutreten. Daß das Denken des Verfassers immer wieder um bestimmte Zentralthemen kreist, kann nicht wundem: die christliche Dichtung Frankreichs, mit Mauriac als ihrem letzten Vertreter, das Werk einer Persönlichkeit wie des Barons Fr. von Hügel und die geniale Welt- und Ohristusschau Teilhard de Chardins haben die Geistigkeit Pflegers geprägt. Die Wahl solcher Fixpunkte wird immer von Person zu Person verschieden sein. Daß aber eine einmal getroffene Wahl nicht Verengung sein muß und darf, wird am Werk Pflegers deutlich.
Es ist keine Frage, daß man in der Beurteilung einzelner Probleme, die der Verfasser anschneidet, anderer Meinung sein wird. Aber es wäre wohl das letzte, das Pfleger wollte, daß die Inhalte seiner „Glaubensrechenschaft“ zum verpflichtenden „Glaubensbekenntnis“ werden. Nur in einem wird sich der Leser, nicht aus Zwang, sondern aus der Einsicht in die Notwendigkeit, dem Beispiel des Verfassers beugen müssen: daß die „Suche nach Jesus“ — Thema des ersten Kapitels — Ausgangspunkt jeder christlich bestimmtem Geistigkeit sein muß. Durch dieses Beispiel und Zeugnis wird das Buch zum „Glaubenshelfer“, in jenem außerordentlichen und nicht alltäglichen Sinne, wie Pfleger selbst diesen Begriff in einem Abschnitt der vorliegenden Schrift versteht.
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