Dreiviertel-Schritt zurück

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Wie lange es bis zum nächsten Dämpfer dauert? Diese Frage stellten wir am 2. Dezember vergangenen Jahres, dem Antrittstag der nordirischen Regionalregierung, auch in der Furche. Die Antwort: 72 Tage. So lang, so kurz blieb die Regierung Trimble im Amt; das Londoner Parlament suspendierte das Kabinett in Belfast Hals über Kopf, um dem Rücktritt von Protestantenführer David Trimble zuvorzukommen. Der Streit um die Abgabe der IRA-Waffen war einmal mehr eskaliert, jedenfalls haben bis Ende Jänner weder die IRA noch die protestantischen Paramilitärs "auch nur eine Waffe abgegeben", wie ein Abrüstungsbericht feststellt.

In den 72 Regierungstagen hat sich innerhalb Nordirlands viel bewegt. Die entscheidende Hürde - ein Zeitplan für die Entwaffnung - blieb bestehen: "Unter dem Kabinettstisch stapelten sich die Waffen", so David Trimble. Nun hat London die Notbremse gezogen, dies aber so getan, daß die Regionalregierung schnell wieder eingesetzt werden kann. Die Chancen? Positive Zeichen sind, daß die IRA neue Vorschläge gemacht hat, auch wenn diese von London und den Protestanten (noch) als unzureichend abgelehnt werden; der Bischof von Derry, der zweitgrößten Stadt Nordirlands, hat angeboten, für ein Jahr die Waffen der IRA gleichsam zu verwahren. Dem entgegen stehen das allzu bekannte Klima gegenseitiger Beschuldigungen, dazu Befürchtungen in Großbritannien, die IRA könnte eine neue Terroroffensive starten.

Wenn in Nordirland ein Schritt nach vorn gelingt, folgt ein Dreiviertel-Schritt zurück. Die Erfahrung seit 1998 zeigt aber, daß es dennoch weitergehen kann. ofri

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