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Warten auf den Frieden

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Am 15. Dezember 1993 unterzeichneten der britische Premier John Major und Irlands Taoiseach Albert Reynolds die sogenannte „Downing Street-Er-klärung" mit größten Hoffnungen, dem Terror in der unruhigen Provinz ein Ende zu setzen. Selbstbestimmung der Nationalisten wird garantiert, sofern dieses Ziel nicht von der protestantischen Mehrheit in der Provinz ausgeschlagen wird. Ein vereinigtes Irland ist möglich - freilich nur, wenn die Unioni-sten dazu ihren Segen geben. Königstreue wie auch die katholische Minorität mußten Zugeständnisse machen. Der revolutionäre Part der Initiative besteht in dem Angebot an das politisches Sprachrohr der IRA, Sinn Fein, bei der Friedenssuche ein Mitspracherecht, am Verhandlungstisch einen legitimen Platz zu erhalten. Voraussetzung dafür: Ende des Terrors und öffentlicher Verzicht auf Gewalt.

Die Geduld wird aber auf eine harte Probe gestellt. Die IRA tötet weiter, erpreßt Schutzgelder und wirft Bomben und Granaten - zuletzt dreimal auf den belebtesten Flughafen der Welt, London-Heathrow. Die Attacken sollten John Majors Behauptung ad absurdum führen, daß dem Terror in Nordirland Luft und Anhang ausgehe.

ZYNISCHE IRA

Noch im Februar hatte Geriy Adams, Präsident von Sinn Fein, die Amerikaner mit seinen Friedensschalmeien beeindruckt. Mittlerweile mußte Washington freilich einsehen, daß die Einladung an Adams, damals zum Horror der Briten ausgesprochen, ein Fehler war. Der Bärtige und sein Adlatus Martin McGuiness, vermutlich ein hohes Tier in der IRA, spielen auf Zeitgewinn und fordern ständig „Klarstellungen" zu Punkten in der Deklaration ein, die allerdings von Dublin und London verweigert werden. Was die Sinn-Fein-Führer wirklich wollen, sind neuerliche Konzessionen für die Sache der nationalen Bewegung. Was sie bisher bevraßt unterlassen haben, ist der ausdrückliche Verzicht auf Gewalt. In dieses Bild paßt auch die IRA-Ankündigung eines dreitägigen „Oster-Waffenstillstandes' , die Premier Major ak „zynisch" qualifizierte.

Bei allem Gerede vom Frieden sei bisher nur „Tod und Todesdrohung durch die IRA geliefert worden' , klagt Minister Mayhew, von Adams „kam nicht ein Wort der Bestürzung oder Verurteilung." Beide Regierungen bleiben deshalb bei ihrer Linie: die Deklaration weise den Weg zum Frieden und spreche für sich selbst, Raum für Manöver sei nicht gegeben. Auch in der Bevölkerung wächst die Abscheu vor Gewalt als Mittel zur Erreichung politischer Ziele, was hilft, den Terroristen das Wasser abzugraben. Bis dahin wird aber noch viel Blut fließen.

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