Zwei neue Hamas-Führer auf Israels Abschussliste

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Mit einem tödlichen Angriff auf Hamas-Führer Abdelaziz Rantisi hat Israel die Auslöschung der Führungsspitze militanter palästinensischer Organisationen fortgesetzt. Rantisis Auto wurde am Samstagnachmittag von zwei Raketen getroffen. Der Politiker kroch schwerverletzt aus dem Autowrack und brach blutüberströmt zusammen. Er starb wenig später im Krankenhaus. Auch zwei seiner Leibwächter wurden bei dem Angriff getötet.

100 Vergeltungsschläge

Die Hamas kündigte "100 Vergeltungsschläge" an und ernannte noch vor Rantisis Beerdigung am Sonntagmorgen einen Nachfolger. Die Identität des neuen Hamas-Führers im Gazastreifen wurde jedoch geheim gehalten. Nach einem Bericht des israelischen Armeeradios soll Rantisis bisheriger Stellvertreter Mahmud Sahar dessen Funktion übernommen haben.

Der 53-jährige Sahar gilt wie Rantisi als Hardliner. Er war der Leibarzt des am 22. März getöteten Hamas-Gründers Scheich Ahmed Yassin. Mitte der 90er Jahre war er der Verbindungsmann der Hamas zur PLO von Präsident Arafat. Mittlerweile lehnt Sahar jedoch Kompromisse mit der Palästinensischen Autonomiebehörde ab. Sahar wurde wiederholt von Israel und der Autonomiebehörde inhaftiert.

Ungeachtet aller internationalen Kritik gab die israelische Regierung jedoch ihr nächstes Ziel bekannt: "Das Schicksal von Khaled Mechaal ist das Schicksal von Rantisi", sagte Minister Gideon Esra. "In der Minute, in der sich eine Chance zu dessen Tötung bietet, werden wir es tun." Der Physiklehrer Mechaal leitet von der syrischen Hauptstadt Damaskus aus das politische Büro der Hamas. Er war an der Aushandlung eines Waffenstillstands im letzten Jahr beteiligt, der eine vorübergehende Einstellung der Anschläge gegen Israel bewirkte. Israel wirft ihm jedoch erneut die Planung von Selbstmordanschlägen vor.

Attacke mit Giftspritze

Im September 1997 überfielen ihn Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad auf offener Straße in der jordanischen Hauptstadt Amman und spritzten ihm ein Gift. Er fiel ins Koma. Sein Leben hat er dem damaligen jordanischen König Hussein zu verdanken: Der empörte Monarch zwang die israelische Regierung, ein Gegengift zu liefern; andernfalls, so seine Drohung, würden die festgenommenen israelischen Agenten, die mit gefälschten kanadischen Pässen eingereist waren, nicht freigelassen. Mechaal überlebte.

Schicksal in Gottes Hand

Der 48-jährige Mechaal, Vater von drei Töchtern und vier Söhnen, gilt als talentierter Redner. Er propagiert "den militärischen Kampf bis zur Befreiung des gesamten palästinensischen Landes". Von den Drohungen Israels zeigt er sich unbeeindruckt. In einer vom saudiarabischen Fernsehsender Al Arabiya ausgestrahlten Erklärung sagte Mechaal: "Die Drohungen Israels sind nicht neu. Ich bin bedroht und andere sind das auch. Wir treffen Vorsichtsmaßnahmen, aber wir sind überzeugt, dass unser Schicksal von Gottes Willen abhängt, deshalb haben wir nichts zu fürchten." Die "gezielten Tötungen" würden die Hamas nicht stoppen. "Dutzende, Hunderte andere Führer werden nachrücken." WM/APA

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