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Die gegenwärtige Lage der österreichischen Textilindustrie

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Es ist der österreichischen Textilindustrie auch im heurigen Jahr gelungen, die Produktion in allen ihren Zweigen ganz erheblich zu steigern. Die Grenzen der betrieblichen Kapazitätsausweitung wurden vielfach bereits voll erreicht, so daß für die nächste Zukunft naturgemäß nur noch mit bescheideneren Produktionsfortschritten zu rechnen ist. Dies gilt besonders für die ßaumwoll-, Kammgarn-, Streichgarn- und Vigognespinnereien, die schon heute fast durchwegs in zwei Schichten arbeiten. Immerhin erhöhte sich im ersten Halbjahr 1951 der Produktionsausstoß gegenüber dem Vorjahr um 8 Prozent, im Jahre 1948 betrug das Erzeugungsplus gegenüber dem Vorjahr noch 70 Prozent, 1949 etwa 48 Prozent und 1950 rund 27 Prozent. Diese hohen Steigerungen beruhten auch darauf, daß mit Hilfe von ERP-Krediten größere Investitionen vorgenommen werden konnten. Die Investitionstätigkeit wird durch den Einfuhrwert der Investitionsanlagen wie folgt gekennzeichnet:

Der stetige Produktionsanstieg der Textilindustrie Führte zu einer bedeutenden Erhöhung der Beschäftigtenzahl; mit 78.000 Arbeitern und Angestellten hat die Textilindustrie Ende Juni den höchsten Beschäftigtenstand der Nachkriegszeit erreicht (Vorkriegsstand 50.000), ihr Anteil an der Gesamtzahl der Industriearbeiter beträgt somit 18 Prozent. Auch hinsichtlich der geleisteten Arbeitsstunden steht die Textilindustrie an der Spitze sämtlicher Industriezweige. 35 Prozent der in der Textilwirtschaft beschäftigten Arbeiter und Angestellten entfallen auf die Baumwollindustrie, 20 Prozent auf die Wollindustrie, 16 Prozent auf die Strick- und Wirkwarenindustrie und etwa 10 Prozent auf die Bastfaserindustrie. Auf die einzelnen Bundesländer verteilt,

* Auszugsweise aus „Die Industrie“, Nr. 35/LI. vom 1. September 1951, mit freundlicher Genehmigung des Autors und der Redaktion der Zeitschrift

gliedert sich der Beschäftigtenstand der österreichischen Textilindustrie wie folgt:

Die Produktivität hält leider nicht ganz Schritt mit der Entwicklung der Produk-

tion und ist erst bei annähernd 100 (1937) angelangt, doch ist zu erwarten, daß weitere Rationalisierung und Erzeugungsintensivierung auch hier noch bedeutende Besserungen bringen werden. Ein wesent-

licher Erfolg dieser Bemühungen wird aber nur dann zu erzielen sein, wenn Aufbaukredite in ausreichendem, das heißt, höherem Umfang zur Verfügung gestellt werden. Es muß daher an die maßgebenden Stellen der dringende Appell gerichtet werden, bei der Aufteilung der Counterpartmittel die Textilindustrie, die zweifellos die wichtigste Konsumgüterindustrie Österreichs ist, stärker als bisher zu berücksichtigen. Es besteht sonst die Gefahr, daß die eingeleiteten Investitionen, die der Anpassung unserer technischen Ausrüstung an die Maßstäbe des Weltmarktes dienen, auf halbem Wege steckenbleiben. Ferner muß auch bei Devisenzuteilungen für den Import von Textilmaschinen darauf Bedacht genommen werden, daß es für Österreichs Textilindustrie nicht gleichgültig ist, aus welchem Lande sie Maschinen bezieht. Die Verbindung mit den angestammten Lieferländern für Textilmaschinen — Schweiz, Westdeutschland, Belgien und England — muß mit Rücksicht auf die technischen Voraussetzungen der vorhandenen Anlagen aufrechterhalten werden.

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