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Teurer oder billiger?
Die Hoffnungen der Konsumenten auf Preissenkungen durch den EU-Beitritt werden derzeit laufend enttäuscht. Was soll man davon halten?
Die Hoffnungen der Konsumenten auf Preissenkungen durch den EU-Beitritt werden derzeit laufend enttäuscht. Was soll man davon halten?
Es vergeht keine Woche, wo wir nicht mit Meldungen konfrontiert werden, die Preiserhöhungen durch den EU-Beitritt Österreichs ankündigen. Hoffnun-gen auf versprochene Verbilligungen werden enttäuscht. So erwartet die Fachgruppe der oberösterreichischen Reisebüros eine Kostensteigerung für Europareisen bis zu sieben Prozent. Angeblich will jeder dritte Handelsbetrieb den EU-Bonus nicht weitergeben. Direktvertriebsorganisationen, der Versandhandel und bestimmte Branchen wollen dies mit der Abgabensituation und hohen steuerlichen Belastungen begründen. Und die Autohändler werden nicht müde, die offensichtlichen Preisunterschiede zwischen dem österreichischen Angebot und dem der EU-Nachbarländer als geringfügig zu bezeichnen und auf das bürokratische und kostspielige Verfahren des Eigenimports hinzuweisen.
Was soll man davon halten? Haben die Befürworter der EU-Mitgliedschaft, die dem Konsumenten eine fühlbare Kostenersparnis versprochen haben, die Unwahrheit gesagt? In der Bevölkerung gewinnt diese Meinung an Raum. Sie ist dennoch falsch:
Zunächst: Es ist verständlich, wenn der Handel und seine Vertreter allzu hoch geschraubte Erwar tungen auf dem Boden der Realität zurückführen wollen. Ob sie dabei — wie manche Beobachter nicht ganz unberechtigt glauben — über das Ziel schießen, kann nur die Praxis zeigen. Und hier hat der Kunde das letzte Wort. Denn der Wettbewerb ist unerbittlich, das EU-Kartellrecht streng. Und es ist die Aufgabe der Konsumenten, das Warenangebot preislich und hinsichtlich der Qualität eingehend zu prüfen und nach jenen Quellen Ausschau zu halten, die sich dem EU-Niveau, vor allem auch den vielfach niedrigeren Preisen in Deutschland, angepaßt haben. Daß es solche Möglichkeiten geben wird, steht außer Zweifel. Wer sie nicht wahrnimmt, ist selbst schuld.
Unsinnig aber ist jeder Versuch, Preise durch obrigkeitliche Eingriffe regulieren zu wollen. Dies ist nicht nur mit den Prinzipien des freien Marktes und der Europäischen Union unvereinbar. Die Erfahrung beispielsweise in der Wohnungsbewirtschaftung zeigt auch, daß solche Interventionen zwangsläufig zu einem Mangel am Angebot, dadurch zu erheblichen Verteuerungen und nicht zuletzt zu Mißbrauch und Korruption führen.
Nur der kostenbewußte Käufer, der sich von medialen Schreckensnachrichten nicht ins Bockshorn jagen läßt, garantiert, daß die Vorteile des gemeinsamen Marktes durch angemessene, nicht dem geschützten Sektor unterworfene Preise wirksam werden.
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