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FRITZ LÄNGS WERK

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Der deutsche Filmclubverband, seit Jahren nur noch ein Internes Leben fristend, hat Presse und Filminteressenten zu einer großangekündigten Fritz-Lang-Retrospektive eingeladen. Das Werk des österreichischen Exilamerikaners, der einst ein Mitbegründer der deutschen Stummfilmkunst war und später zu den interessanten Hollywood-Regisseuren gehörte, ist zu einem beträchtlichen Teil in Deutschland unbekannt geblieben. Leider haben die Bad Emser Filmtage nicht dazu beigetragen, hieran etwas zu ändern.

Lediglich „Hangmen also die“, 1942 nach einer Brecht-Vorlage gedreht, photographiert von dem Meister James Wong Howe mit der Musik von Hans Eisler, war neu. Der Film ist der zweite aus einer Art Trilogie, die antinazistische Propaganda zum Thema hat, und nur die Problematik und der historische Hintergrund — die Ermordung Heydrichs — ist von einigem Interesse. Von den übrigen sieben gezeigten amerikanischen Filmen war nur einer in der Originalfassung, zwei Farbfilme waren lediglich in einer Schwarzweißkopie zu sehen, und die in Deutschland unbekannten, zum Teil sehr wichtigen Lang-Filme, die im Programm angekündigt waren, fielen aus. Fast alle Stummfilme enthielten zudem tückischerweise nur tschechische Untertitel.

Der Filmclubverband hatte sich offensichtlich bei seinem großen Vorhaben übernommen. Wie zu hören war, hätten alle diese Pannen vermieden werden können, hätte man die Veranstaltung gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Filmkunde durchgeführt. Der in Deutschland ohnehin so spärlichen filmkundlichen Retrospektive war hier ein schlechter Dienst erwiesen. Das Scheitern der Retrospektive wird allen späteren, mit mehr Verantwortungsbewußtsein durchgeführten Veranstaltungen ein Mißtrauen eintragen.

Von unschätzbarem Wert jedoch ist die Dokumentation, die im Auftrag des Filmclubverbandes in zwei Teilen durchgeführt wurde. Der erste Abschnitt — von Dr. Albrecht Köln zusammengestellt — enthält neben einer vorangestellten soziologischen Betrachtung Dokumente über alle Filme, die Lang bis 1933 in Deutschland gedreht hatte, wobei bei Filmen wie „Metropolis“ und „Das Testament des Doktor Mabuse“ vor allem auch zur politischen Situation Stellung genommen wird. Über die Filme dieser Zeit gab auch die Retrospektive einen genügenden Einblick — wobei von besonderem Interesse war, die Entwicklung der Themenkreise, zum Beispiel des Mabuse-Stoffes von 1922, 1933 und 1960 zu vergleichen. Uber die amerikanischen Filme, zu deren interessantesten „You only live once“, „Fury“ und „Ministry of Fear“ gehören, konnte man sich leider nur an Hand der Kritiken und Berichte des amerikanischen Teils der Dokumentation — von Fischer/Eckl — informieren. Sie sei allen Interessenten empfohlen.

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