Prophetisches um Mariatrost

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Kardinal Christoph Schönborn hat erstmals öffentlich zu seinen Aussagen über die "Sünde" der Bischöfe, dass sie 1968 die Mariatroster Erklärung verabschiedet hätten (die FURCHE berichtete), Stellung genommen. In der ORF-Religionssendung Orientierung wiederholte der Kardinal: Die Pille sei "de facto ein Nein zum Leben" und das sei der Grund für die "demografische Implosion in Europa". Den Begriff "Sünde der Bischöfe" bezeichnete Schönborn als "prophetisches Wort": Es gebe im Leben Situationen, wo man sagen müsse, das sei ein "Abweichen von dem, was ich heute als Fehler ansehe" gewesen, und das heiße im "ganz wörtlichen Sinn Sünde". Schönborn wollte nicht darauf eingehen, ob man die Mariatroster Erklärung zurücknehmen solle. Seine bereits nach Ostern in Jerusalem gehaltene Predigt sei ein "dramatischer Aufruf für ein kinderfreundliches Europa" gewesen.

Anders als Schönborn positionierte sich der Grazer Bischof Egon Kapellari im Mitarbeitermagazin seiner Diözese Kirche konkret. Kapellari meinte dort auf die Frage, ob die Bischöfe 1968 zu wenig mutig gewesen wären, dass diese - darunter Kardinal König - "sehr verantwortungsvoll" gehandelt hätten. Der Grazer Bischof bezeichnete Papst Pauls VI. Enzyklika "Humanae Vitae", in dem sich auch das Pillenverbot findet, als "großartige Prophetie für das menschliche Leben und die Liebe". Kapellari setzte aber hinzu: "Ich kenne nicht wenige Katholiken, die sich an Humanae vitae orientieren. Ich kenne aber sehr viele andere Paare, die glaubhaft vermitteln, dass die natürliche Empfängnisverhütung alleine für sie nicht umsetzbar sei. In dieser seit Jahrzehnten bestehenden Spannung zwischen Gegensätzen kann es keinen Zwang, sondern nur eine friedfertige Argumentation und vorgelebte Beispiele geben." Der steirische Bischof meinte weiter, die "katastrophal niedrige Geburtenziffer bei der angestammten Bevölkerung in Europa" resultiere nach seiner Überzeugung "nicht nur aus der generellen Bereitschaft zur künstlichen Empfängnisverhütung", sondern habe "vielfältige Ursachen, die komplex ineinanderwirken".

Schließlich äußerte sich Nuntius Edmond Farhat in einem Presse-Interview: "Was der Kardinal im Heiligen Land gesagt hat, halte ich für eine Gnade Got- tes, dass er mit Klarheit gesprochen hat." Schönborn habe kein Wort "gegen jemanden gesagt" sondern "nur an die Lehre der Kirche" erinnert. Farhat: "Wir empfinden es als traurig und als eine Sünde der Menschen, als unsere katholische Sünde, wenn wir heute Familien ohne Kinder haben." (ofri)

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