6747433-1967_14_04.jpg
Digital In Arbeit

Aktion“ auf schmaler Basis

Werbung
Werbung
Werbung

Mit einer leeren Kasse und keiner tragbaren Mehrheit im Hauptausschuß beginnt jetzt im April für die Grazer Hochschülerschaft an der Universität die Zeit der „Aktion“. Ob diese Zeit eine neue Ära für die Hochschülerschaft wird, soll die Zukunft zeigen. Die Ausgangsbasis für ine im Sinne der „Aktion“ günstige Entwicklung ist jedenfalls so schmal wie möglich.

Die „Aktion“ war mit dem Ziel in den Wahlkampf gegangen, die Vorherrschaft der Verbindungen in der Hochschulpolitik zu brechen, wobei man etwa so argumentierte: katholische und national-liberale Verbindungen zusammen erfassen kaum 20 Prozent der Studentenschaft, in der Hochschülerschaft aber dominieren die Verlbindungsvertreter. Wenn es gelingt, nur einen Teil der 80 Prozent Nichtkorporierten hoch-schulpalitiisch zu aktivieren, müßte eine unabhängige Gruppierung wie die „Aktion“ Erfolg haben. Die Rechnung ging auf: Bei den Wahlen eroberte die „Aktion“ an der Universität auf Anhieb vier Mandate und halbierte damit den Wahlblock österreichischer Akademiker, wo der Ring Freiheitlicher Studenten nach wie vor die absolute Mehrheit hat, konnte sie zwei Mandate im Hauptausschuß gewinnen, von denen der „Aktion“ allerdings eines durch RFS-Taktik in Verbindung mit einer unklar formulierten Wahlordnung wieder abspenstig gemacht wurde. Es zeigte sich überhaupt, daß die hochschulpolitischen Neulinge in den taktischen Fragen den alteingesessenen Routiniers auf der gegnerischen Seite noch nicht ganz gewachsen waren.

Taktik werden die „Aktion“-Vertreter allerdings noch sehr nötig haben, wenn sie beim gegenwärtigen Stimmenverhältnis im Hauptausschuß der Universität ihre ehr-, geizigen Pläne durchsetzen wollen. Der „Aktion“-Mann Gerd Lau wurde zwar zum Vorsitzenden gewählt, daß aber auch zwei von den fünf RFS-Vertretern für ihn stimmten (drei enthielten sich der Stimme), hatte einen entscheidenden Grund: Lau sollte Vorsitzender werden, weil der RFS selbst in dieser Situation, nicht geneigt war, die Verantwortung in der Hochschülerschaft der Universität zu übernehmen. >

Die vier im Hauptausschuß verbliebenen Wahlblockmandatare kündigten bereits eine harte Opposition an. Der Vertreter der theologischen Namensliste im Hauptausschuß nimmt eine gewisse Sonderstellung zwischen „Aktion“ und Wahlblock: ein, und der einzige Mandatar des Verbandes Sozialistischer Studenten wurde durch diese Konstellation in einer Weise aufgewertet, die den wahren Verhältnissen nicht entspricht. Selbst die Vertreter des RFS, sonst auf die „Marxisten“ nicht gut zu sprechen, bemühten sich, den VSSTÖ bei Stimmung zu halten und stimmten für die Errichtung eines Referates für politische Bildung, das eine sozialistische KomimiliJtonin leiten soll. Größere Veranstaltungen wird dieses Referat in Zukunft allerdings nicht abhalten können, da die Kasse der ÖBS an der Universität nicht nur leer ist, sondern auch ein beträchtliches Schuldkonto noch beglichen werden muß. Von zuständiger Stelle im Unterrichtsministerium soll dem neuen Vorsitzenden allerdings zugesichert worden sein, daß er nicht mit einem Negativsaldo beginnen muß, sondern wenigstens mit einem*' Nullstand in der Kasse sein Amt antreten kann...

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung