Auf dem österreichischen Markt für Arzneimittel erwirtschafteten die Pharmaunternehmen im Vorjahr Umsätze in der Höhe von 16 Milliarden Schilling - eine Steigerung um zwölf Prozent. Dieser hohe Anstieg ist es auch in erster Linie, den Experten des Gesundheitswesens für das Loch von rund drei Milliarden Schilling im Krankenkassenbudget 1999 verantwortlich machen. Nun soll vor allem bei den Medikamentenverschreibungen kräftig gespart werden.
Zu Unrecht werde der "schwarze Peter" den steigenden Medikamentenkosten zugeschoben, meinen hingegen Universitätsprofessor Werner Clement und Walter Kolb vom Industriewirtschaftlichen Institut der Wirtschaftsuniversität Wien in ihrer Studie "Durchschnittsvergleich der Europäischen Arzneimittelmärkte". Nicht die Medikamentenpreise und nicht einmal die Arzneimittelausgaben seien an der Entwicklung der Gesundheitsausgaben schuld. Vielmehr gäbe es in Österreich einen im internationalen Vergleich überfälligen Aufholprozeß beim Einsatz innovativer Medikamente. Eigentlich passe sich Österreich bei der Verschreibung von Medikamenten nur an den europäischen Standard an: Alte, billige Medikamente würden eben durch neue, allerdings teure Arzneimittel ersetzt, und das erkläre die hohe Wachstumsrate.
Einige Vergleichszahlen aus der Studie von Clement und Kolb illustrieren das: Der Medikamentenverbrauch liegt in Österreich mit 19,3 Packungen pro Jahr und Person unter dem europäischen Durchschnitt. In Frankreich, dem EU-Land mit dem höchsten Konsum an Medikamenten, werden hingegen rund 52 Packungen verkauft. Im Schnitt kostet eine Arzneimittelpackung in Österreich 90 Schilling - um zwölf Schilling weniger als im EU-Mittel.
Ganz allgemein geht es der Pharmaindustrie jedenfalls so gut wie nie zuvor, wächst doch der Pharmamarkt stetig weiter. In den zwölf Ländern mit dem höchsten Pharmaka-Umsatz gab es im Vorjahr ein Umsatzplus von zehn Prozent. Damit wurde - laut Bericht des größten Marktforschungsinstituts im Pharmabereich (IMS-Health) - erstmalig eine zweistellige Zuwachsrate und der unvorstellbare Umsatz von 2.800 Milliarden Schilling erreicht.
Mit rund 39 Prozent Anteil (1.250 Milliarden Schilling) liegt Nordamerika an der Spitze, gefolgt von Europa mit knapp 30 Prozent. Auch für die Zukunft prognostizieren Experten ein Wachstum - rund 6,6 Prozent jährlich bis zum Jahr 2003. Vor allem China gilt als der große Hoffnungsmarkt
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