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„Dreikonig“

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Franz Salmhof er, eine der verdienstvollsten Persönlichkeiten um die Wiederbelebung des musikalischen Theaters nach dem Kriege, Direktor der Staatsoper von 1945 bis 1955 und der Volksoper von 1955 bis 1963, hat als Opernkomponist die widersprechendsten Kritiken erfahren. So auch diesmal, bei der anläßlich seines 70. Geburtstags erfolgten Uraufführung seiner Oper „Dreikönig“, der er, plötzlich schwer erkrankt, nicht einmal beiwohnen konnte.

Das selbstverfaßte Libretto erinnert tatsächlich an AnzengruberscheWucht und Sentinentalität. Ein Bauer wird von der Schwester seiner Frau bestrickt, denkt an Mord, aber das Schicksal kommt ihm zuvor, die Frau stürzt ab. Die zweite Ehe wird für ihn jedoch zur Hölle, aus nicht unbegründeter Eifersucht erschießt er die Bäuerin, flieht dann, von Gewissensqualen gepeinigt, in die Berge, wo ihm seine erste Frau als vergebende Madonna erscheint. Um diese Hauptaktion sind ein paar eindrucksvolle Episoden gruppiert: Sternsinger, Perchtentänzer, Hochzeitsgäste und ein paar bald feiner, bald gröber gezeichnete Gestalten (der bucklige Knecht, der junge Bauer).

Er ist das Verdienst der Inszenierung von Andre' Diehl, daß er die dramatischen Punkte erkannte und vertiefte und die Sentimentalität besonders des letzten Bildes zu mildern suchte. Hier wäre eine herzhafte Kürzung wohltuend gewesen. In der Choreographie Dia Lucas wird eine gefährliche Dramatik versucht, die leicht ins Gegenteil umschlagen könnte (Perchtentänze). Nun die Musik: Salmhofer ist kein Neuerer, kein Zukunftsapostel, aber ein grundehrlicher Musiker der Gegenwart, soweit sie, in der Tradition verhaftet, noch ihr Dasein fris-stet. Die Gattung der „Volksoper“ von Kienzl über Bittner erfährt hier eine Fortsetzung, der freilich Bitt-ners Kraft des Ausdrucks fehlt. Es gibt in der Oper „Dreikönig“ starke Spannungsmomente, zarte Lyrismen, und immer eminentes handwerkliches Können. Daneben freilich gibt es schwache Stellen, nicht aufgegangene Gleichungen, sogar Stagnationen.

Ernst Gutstein als Bauer Martin zeigte sängerische und darstellerische Qualität, ohne eine einmalige Figur zu schaffen. Christiane Sorell als .seine verängstigte Frau trifft ins Herz. Ihre Schwester Anna, der Weibsteufel, wird von Gun Kronzell verkörpert. Ihre Stimme ist tragend und schön, doch wird sie mehr als wagnersche Heroine wirken. Das erotische Fluidum fehlt ihr. Wolfgang Witte macht den jungen verliebten Bauern vor allem durch seinen hellen Tenor interessant. Eine lebensechte Figur stellt Kurt Wehofschitz als buckliger Knecht auf die Szene. Die Nebenrollen sind durchaus gut besetzt. Das Bühnenbild von Wolfram Skalicki schafft dichte Atmosphäre, der sich die Kostüme (Alice Maria Schlesinger) anpassen. Die musikalische Leitung lag bei Dietfried Bernet in den besten Händen.

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