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Kellertheater-Stenogramm
Experiment am Lichtenwerd: Eugene Ionesco leistet sich im „Impromptu oder Der Hirt und sein Chamäleon“ eine brillante Attacke auf das Thesentheater aller Schattierungen (Sartre, Adamov, • Brecht, Brecht, Brecht...) und deren streitbare Exe-geten. Und wenn der Autor, der sich im Stück auftreten läßt, in seiner Reaktion darauf selbst zum unerbittlichen Didakten wird, so nimmt sich Ionesco — ohne mit der Feder zu zucken — dramatisch selbst auf den Arm: es soll nie wieder vorkommen. Hoch lebe das Anti-Anti-Theater! Dabei erweist sich eine Waffe des avantgardistischen Altmeisters gegen die Lehrstückeschreiber als besonders wirksam, die auch im zweiten Stück „Das Gemälde“ eine Rolle spielt, nämlich Witz und Humor. Hier hopst der höhere Blödsinn im Narrenkleid der Hanswurstiade daher. Kunst als Geschäft und Surrogat, parodistisch aufgelöst in der Metamorphosen-„Kunst“ des „Dik-ken“; als Stück ein wenig ungewollt geschwätzig, aber recht interessant. Leider wußte die Regie von Fred Schaffer im schwachen Bühnenbild von Willy P. Egger damit wenig anzufangen, obwohl der Ton vor den Verwandlungen richtig getroffen ist. Was soll die bemalte Szenerie, wo sinngemäß kahle Wände am Platz wären, und das komische Gemälde, wo es doch am Ende auf die frappierende Ähnlichkeit von Bild und verjüngten Frauen angekommen wäre? Im Eifer der Clownerie ging da wohl einiges an Gedanken verloren. Auch schauspielerisch war die Sache nicht ganz befriedigend. Eine gute Leistung von Seiten der Inszenierung und den Schauspielern war hingegen das Impromptu, vergnüglich und stilecht. Daran mag man sich halten.
Stüdententheater: Die unverdiente und vor allem ungewollte Ehre einer deutschsprachigen Erstaufführung der Trauung von Witold Gombro-wiez mußte durch die „Degradierung“ der österreichischen Erstaufführung zur Voraufführung und mit dem Aufruf an die Presse, nur ja keine Rezensionen zu veröffentlichen, gesühnt werden. Fritz Kort-ner, der das Stück kommendes Frühjahr in den Münchner Kammerspielen inszenieren wird, könnte das schaden. Nachdem das jedes Kind einsieht, möchte ich mich anschließen und nur noch erwähnen, daß unter der Regie von Ferenc Frey und dem Bühnenbild von Peter Stöger eine respektable Aufführung eines interessanten Stückes stattfand... Jetzt aber heißt's „Psst“ und auf München warten.
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