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Beltrag zum Frieden

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Liturgisch gilt der erste Tag eines neuen Jahres als „Hochfest der Gottesmutter Maria”. Aber schon im Eroffnungsvers der Tagesmesse wird der neugeborene Gottessohn als „starker Gott, Friedensflirst, Vater der kommenden Welt” und im Tagesgebet als „ewiges Heil” gefeiert.

Ewiges Heil hat mit Heilsein, Ganzsein, Einssein mit Gott, also mit dem Friedensbegriff der Bibel, dem Schalom zu tun, der auch der Engelsbotschaft von Bethlehem zugrundeliegt: Friede den Menschen, die in der Gnade Gottes stehen - nicht einfach denen, „die guten Willens sind” und burgerlichen Leitartiklern im neuen Sprachge-brauch der Kirche fehlen.

DaB der gute Wille, im Alltag vielfach vorhanden, allein noch nicht fur einen dauerhaften Frieden reicht, wird ununterbrochen bewiesen. Es miissen eben auch objektive Voraussetzungen dafiir vorhanden sein: soviel Freiheit wie moglich, soviel Rechtsgewalt wie notwen-dig, soviel Gerechtigkeit wie unter gegebenen Umstanden erreichbar - und auch ein solcher Friede ist immer nur eine entfernte Annahe-rung an das, was die Bibel mit Schalom meint und die Kirche am „Weltfriedenstag” verkiindet.

Das vollkommene Ziel macht Anstrengungen im Bereich der unvollkommenen Annaherung nicht entbehrlich. Und unter den Einrichtungen, die der Erhaltung eines unvollkommenen irdischen Friedens dienen, verdient auch ein auf Verteidigung hin konzipiertes Heer eines demokratischen Staates Erwahnung.

Ein Eintreten fiir Osterreichs Bundesheer wird heute besser verstanden als zur Zeit des Kalten Krieges, als viele sich nur einen atomaren Weltkonflikt vorstellen konnten und Osterreichs Rolle in einem solchen als die eines hilflosen Opfers sahen. Die Entwicklung im ehemaligen Jugoslawien hat anschaulich demonstriert, was Heeresverteidiger mit Hirn immer schon, aber ohne Echo vertreten hatten: daB eine Landesverteidigung Osterreichs nichts mit Welt-kriegstrategie, aber viel mit Grenzsicherung im regionalen Konflikt-fall zu tun hat.

Die jungste Neugliederung des Heeres versucht, neuen Bedro-hungsbildern gerecht zu werden. Noch gibt es viel Unmut in den Reihen des Bundesheeres selbst, aber vielleicht stammt dieser von der relativ raschen Abfolge der Reformen, die in der Vergangenheit niemand so recht ernstnehmen wollte. Die neue Weltlage spricht fiir die jungste Reform, und Verteidigungsminister Werner Fasslabend hat durch sein bisheriges Auftreten Vertrauen erworben, das nun auch dem Heer zugutekommen sollte. Jetzt gilt es, auch die Voraussetzungen fiir die Teilnahme osterreichischer Spezialeinheiten an friedenschaffenden und nicht nur an friedenerhaltenden Operationen der UNO zu komplettieren. Denn eins ist sicher: Ohne Bereitschaft zu weltweiter Solidaritat kann auch Osterreich im Ernstfall keine Solidaritat der Welt erwarten. Vielleicht brauchen wir diese noch.

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