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Finnland: Brücke im Norden
Verfassung
Der Präsident des Landes wird von einem 301-köpfigen Wahlkol-legium für eine sechsjährige Amts-zeit gewählt. Gegenwärtig ist Mauno Koivisto Staatspräsident, er amtiert bereits seit 1982 als Nachfolger Urho Kekkonens (Fotos).
Wie die Mitglieder des Wahlkol-legiums werden die 200 Mitglieder des Einkammer-Parlaments in all-gemeinen Wahlen aufgrund eines Proporz-Wahlrechts gewählt.
Bevölkerung
Finnland hat 4,9 Millionen Ein-wohner auf einer Fläche von 337.000 Quadratkilometern. 93,7 Prozent sind finnischsprachig, 6,1 Prozent schwedischsprachig. Eine Minderheit spricht lappisch. 60 Prozent der Bevölkerung leben in den Städten, 40 Prozent auf dem Lande.
Historisches
Christliche Missionare waren seit dem 11. Jahrhundert im südwestli-chen Finnland tätig. 1238 wurde Tavastland (das heutige Häme) zu einem Teil des schwedischen Reichs erklärt. 1323 kam es zur Aufteilung Kareliens zwischen Schweden und Nowgorod, theoretisch wurde die Ostgrenze Finnlands festgelegt, durch schwedische Kolonisten aber immer mehr nach Osten und Norden verschoben.
Unter König Gustav I. Wasa (1523-60) führte der Bischof von Turku, Mikael Agricola, ein Schüler Luthers, die Reformation in Finnland durch. 1808 brachen rus-sische Truppen in Finnland ein. Im darauffolgenden Jahr nahm Zar Alexander I. als Großfürst bereits die Huldigung der finnischen Stäm-meentgegen. 1812 wurde die Hauptstadt von Turku nach Helsinki verlegt. Nach der russischen Oktoberrevolution 1917 erklärte sich Finnland als unabhängig. Am 28. Jänner 1918 brach der finnische Bürgerkrieg zwischen den "Weißen" und den "Roten" aus: Nach dem Sieg der "Weißen" wurde am 21. Juni 1919 eine republikanische Ver-fassung angenommen.
Durch den Finnisch-Sowjetischen Winterkrieg 1939/40 (siehe FURCHE 48/1989), der Selbstbe-wußtsein und Identität sowie das Zusammengehörigkeitsgefühl der Finnen über Parteigrenzen hinweg entscheidend prägte, verlor Finnland ein Zehntel seiner Industrie, seines Acker- und Waldareals. Nach dem deutschen Überfall auf die UdSSR 1941 nahm Finnland bis 1944 auf deutscher Seite am Zweiten Weltkrieg teil. Durch den - jetzt für obsolet erklärten - Pariser Frie-densvertrag von 1947 und den Freundschafts- und Beistandspakt mit der UdSSR wurde die finnische Landesverteidigung auf Sicherung des Landes nach innen und außen beschränkt.
Kulturelles/Politisches
Antike Geschichtsschreiber haben den Nordrand Europas mit "ultima thule" bezeichnet. Osten und Westen treffen hier aufeinander. Das finnische Volk lebt an der Grenze von Kulturen. Das hat zu einer Verinnerlichung einer gewissen Vermittlungshaltung geführt, man will - ähnlich wie Österreich - Brücken schlagen zwischen Kulturen und politischen Systemen. Helsinki ist zum Symbol der europäischen Entspannungspolitik durch das 1975 in der finnischen Hauptstadt von 35 Staaten (alle europäischen außer Albanien plus USA und Kanada) unterzeichnete Dokument zur Stärkung von Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE) geworden. 1992 wird das nächste - vierte - Folgetreffen der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa wieder in Helsinki stattfinden.
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