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Vision oder Worthülse?
Seit Juni 1995 haben wir Österreicher einen Nationalen Umweltplan (NUP). Er wurde auch in der furche (31/1995) vorgestellt und zum Teil als unverbindliche Absichtserklärung kritisiert. Trotz dieser zutreffenden Kritik bin ich ein NUP-Fan! Ich bin in der Wachstumseuphorie der sechziger Jahre beruflich aufgewachsen. Damals schien alles machbar! 1972 stieß uns der Club of Borne auf die „Grenzen des Wachstums”. Gegen Kontroversen setzte sich die Einsicht durch, daß in einer materiell begrenzten Welt materiell unbegrenztes Wachstum langfristig nicht möglich ist.
1992 bekannte sich in Rio die internationale Staatengemeinschaft zur Begrenzung der globalen Technikfolgeschäden. Dazu liefert die sachliche Analyse der Naturwissenschaft innerhalb der Gültigkeitsgrenzen ihrer Modelle meßbare Daten. Alle Stoff- und Energieströme einschließlich der Emissionen in Luft, Wasser und Boden sind damit grundsätzlich erfaßbar. Die daraus erstellten Sachbilanzen sind eine brauchbare Grundlage für gesellschaftliche Entscheidungen.
Der NUP bekennt sich nun zu den Erklärungen von Rio und schreibt für Österreich Prioritäten fest: Kampf gegen Treibhauseffekt, Ozonloch, Waldsterben und Artensterben. Die selbstkritische Analyse sammelt und ordnet alle verfügbaren Daten aus den Sektoren Energie, Industrie und Gewerbe, Verkehr, Landwirtschaft sowie Tourismus. Daraus werden Maßnahmen und Vorschläge unterschiedlicher Priorität abgeleitet. Schließlich verleiht die selbstauferlegte Verpflichtung zur ständigen Revision dem NUP eine realistische Dynamik.
Obwohl ich aus Erfahrung weiß, welche bürokratischen Exzesse möglich sind, schätze ich den NUP, weil er endlich ökologische Ziele politisch festlegt. Wir haben also die methodischen Voraussetzungen für die Erstellung von Sachbilanzen und wir haben eine politische Zielvorgabe. Nichts steht der Auseinandersetzung um die Bewertung der Umweltschutzmaßnahmen im Wege. Es liegt an unserer persönlichen Entscheidung, ob wir das geduldige Papier vermehren oder ob wir es für einen konkreten Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung nützen wollen.
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