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Peter Schreier

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Die großen deutschen Liedersänger von heute sind an den Fingern einer Hand aufzuzählen. Zu ihnen gehört ohne Zweifel Peter Schreier, der 37jährige Dresdner, der acht Jahre lang dem berühmten Kreuzchor angehörte und dort gründlich in mehreren Disziplinen ausgebildet wurde. Als 24 jähriger debütierte er in „Fidelio“ an der Dresdner Staatsoper, der er auch heute noch angehört; in Salzburg war er erstmals 1967 als Tamirio zu hören. Sein Liederabend, den er gemeinsam mit Erik Werba im Mozarteum gab, war ganz der deutschen Romantik gewidmet. Den ersten Teil bildeten Volksliedbearbeitungen und ausgewählte Gesänge von Johannes Brahms (insgesamt 16 Nummern). Die ersteren sind meist fiktive Dialoge, die letzteren von op. 3 bis in die Spätzeit, spiegeln ein kompositorisches Lebenswerk in gefälliger Auswahl. Den zweiten Teil des Programms bildete der zwölfteilige Liederkreis op. 39 nach Eichendorff von Robert Schumann.

Was nun qualifiziert Peter Schreier als Liedinterpreten? Da ist einmal eine sehr schöne, gutgeführte, niemals forciert klingende Stimme, die von einer perfekten Technik gelenkt wird. Da ist Intelligenz und Verständnis, vor allem aber Ernst und Hingabe an den vorgetragenen Text. „Schwesterlein, Schwesterlein, wann geh’n wir nach Haus?“ — „Wenn der silberne Mond durch die Gesträuche blinkt“ — „Aus der Heimat hinter den Blitzen rot, da kommen die Wolken her …“ In diesen Gedichten ist ein Ton, in unserer Zeit so fremd wie ein Bild aus dem frühen Mittelalter. Nur wer zu dieser Weit, zur Schönheit des Einfachen und doch so Bedeutungsvollen, ein Verhältnis, eine echte Liebe hat, vermag den rechten Ton für den Vortrag dieser Lieder zu treffen. Daß Peter Schreier sich dazu bekannte und weil er die Fähigkeiten besitzt, diese Welt und Stimmung ohne Verfremdung, ohne Gags und Unterspielungen darzustellen, war es ihm auch gegeben, bereits nach den ersten Minuten ein buntzusammengewürfeltes Publikum in seinen Bann zu ziehen und zu begeistern.

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