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Die eindeutige Außenpolitik

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Am augenfälligsten ist die ägyptisch-sowjetische Interessengemeinschaft in der Außenpolitik. Durch die jemenitische Intervention geriet Ägypten in unmittelbare Nachbarschaft amerikanischer Erdölinteressen. Die propagandistischen Angriffe auf die britisch-amerikanischen Militärbasen veranlaßten die schwache libysche Regierung, deren Liquidierung anzustreben. Sobald Libyen, das als Ölland der Zukunft gilt, vom westlichen Schutz entblößt ist, steht es ägyptischen Expansionsgelüsten offen. Neuerdings droht Abdel Nasser, die Briten auch aus der Kronkolonie Aden „hinauszujagen“.

Während die ägyptische Außenpolitik systematisch die Geschäfte der Sowjetunion betreibt, blieb sie der großzügigen westlichen Wirtschaftshilfe das geringste Zugeständnis schuldig. Nach wie vor zielt sie auf die Vernichtung Israels ab, und der Westen kann die dauernde Bedrohung der einzigen mittelöstlichen Demokratie nicht abwenden. Eine Anerkennung Israels durch die Bundesrepublik droht Ägypten zu beantworten, indem es die DDR anerkennt Die deutsche Entwicklungshilfe, die in Ägypten einen ihrer Schwerpunkte sieht, brachte es nicht von dieser üblen Erpressung ab.

Die innere und äußere Entwicklung Ägyptens seit dem Nasse-ristischen Staatsstreich beweist, daß die Hoffnung falsch ist, Abdel Nasser verhindere den Kommunismus oder zögere ihn auch nur hinaus. Je länger er regiert, um so sicherer treibt das Land gerade darauf zu. Die katastrophalen Folgen für die schwankende arabische und afrikanische Welt lassen sich leicht ausmalen. Die vielfach noch dilettantischen Züge des „Ägypto-Kom-munismus“ mögen den kommunistischen Gralshütern unbehaglich sein, den sowjetischen außenpolitischen Zielen nützt er mehr als ein echtes Satellitenregime am Nil. Von Chruschtschow stammt die hämische Bemerkung, er wolle den Kommunismus mit US-Dollar aufbauen. Am Nil kann er sehen, wie leicht das für ihn ist. Die Sowjetunion ist eingestandenermaßen außerstande, den gewaltigen Hilfsbedarf seines Verbündeten allein zu decken. Ägypten muß sogar ihre Militärhilfe mit harten Devisen bezahlen. Westlicher Großmut ermöglicht es Abdel Nasser also, einen dem Westen schädlichen außenpolitischen Kurs zu steuern und eine inner- und wirtschaftspolit.ische Dynamik zu entfesseln, die heute schon kaum mehr aufzuhalten ist und morgen Früchte tragen wird.

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