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Österreich in Rom
Vor 80 Jahren wurde auf Initiative Theodor von Sickels, des Begründers der modernen Diplomatik, und durch persönliches Eingreifen Kaiser Franz Josephs das „Istituto Austriaco di studii storici” in Rom gegründet. Unter geänderten Organisationsformen ist auch heute noch — wie Präsident Dr. Heinrich Peter In dem jüngst erschienenen Jahresbericht des Kulturinstitutes dargelegt hat — die wissenschaftliche Forschung das zentrale Anliegen dieser österreichischen Institution in Rom.
Das Vatikanische Geheimarchiv ist außer Zweifel für die letzten Jahrhunderte des Mittelalters und für die ersten Jahrhunderte der Neuzeit das der Welt. Trotz aller Bitten und Wünsche war es bis zum Jahre 1879, von seltenen Ausnahmen abgesehen, der Wissenschaft verschlossen, bis Papst Leo XIII. die bisherige Praxis der Kurie aufließ und die Herausgabe umfassender Publikationen aus den Schätzen des Geheimen Archivs anregte.
Zu dieser Änderung hat nicht zuletzt Ludwig Pastor, der später zu weltweitem Ruhm gelangte Geschichtsschreiber der Päpste, beigetragen. In einer am 13. Jänner 1879 erfolgten Eingabe an den Kardinal- Staatssekretär bat er um Erlaubnis, die
Nuntiaturberichte aus Deutschland und Frankreich für die Jahre 1542 bis 1572 benützen zu dürfen. Als Ziel seiner Arbeit gab er bereits eine Geschichte der Päpste an, die „die Verdrängung des Rankeschen Werkes durch eine im katholischen Sinne und mit der einem Sohne der Kirche gebührenden Treue und Ehrfurcht geschriebenen Geschichte der Päpste” bewirken sollte. Teilweise wurde diesem Ansuchen stattgegeben. Damit war aber Pastor nicht zufrieden. In einer zweiten Eingabe vom 14. Juni 1879 entwickelte er bereits einen großen Plan „über die Verwertung der im Geheimen Archiv bisher un- benützten, verschlossen gewesenen Waffen, zur Verteidigung der,,Kirche” Der damals gerade zum Kardinal und Archivar derheiligep römischen Kirche ernannte Würzburger Historiker Josef Hergenröther nahm die Vorschläge des erst 25 Jahre alten Ludwig Pastor auf, der noch nicht einmal ganz ein Jahr vorher in Graz zum Doktor der Philosophie promoviert worden war, und leitete die Öffnung des Vatikanischen Geheimarchivs ein.
Bereits im Sommer 1879 lud Kardinal Hergenröther den Vorstand des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung in Wien, Theodor von Siekei, ein, gleich nach Rom zu kommen und im Vatikanischen Archiv die Forschungen aufzunehmen.
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