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FRIEDRICH ENGEL-JANOSI / ÖSTERREICH UND DER VATIKAN

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Am 18. Februar feiert ein angesehenes Mitglied des Areopag der österreichischen Historiker seinen 70. Geburtstag. 1893 wurde Friedrich Engel-] an o si als Sohn einer angesehenen Österreich-ungarischen Familie in Wien geboren. Während des ersten Weltkrieges diente er als mehrfach für Tapferkeit vor dem Feind ausgezeichneter Offizier in der kaiserlichen Armee, der auch sein bald nach Kriegsbeginn gefallener Bruder angehört hatte.

Seine durch den Krieg unterbrochenen juridischen Studien schloß er 1919 an der Universität Wien mit dem Doktorat ab. Nun begann er aus innerer Berufung Geschichte zu studieren und erwarb 1921, ebenfalls in Wien, das Doktorat der Philosophie.

Seine ersten wissenschaftlichen Arbeiten waren den Anfängen des Prinzen Eugen gewidmet. Bald wandte er sich jedoch Ideen- und sozialgeschichtlichen Problemen zu, die er in einigen grundlegenden Studien behandelte. Ende der zwanziger Jahre wurde dann die österreichische und europäische Geschichte des 19. Jahrhunderts sein Hauptarbeitsgebiet, aus dem er mehrere bedeutende Biographien veröffentlichte. Die Biographie des Grafen Rechberg diente 1929 als Habilitationsschrift bei der Erwerbung der Dozentur für neuere Geschichte an der Wiener Universität. Mit der Biographie des Freiherrn von Hübner erwachte sein Interesse für die römische Frage und die Beziehungen der österreichischen Monarchie zum Heiligen Stuhl, denen er später noch viele Jahre intensiver Forschung widmen sollte.

1935 wurde Engel-Janosi an der Universität Wien zum außerordentlichen Professor, 1937 zum Austauschprofessor in Rom ernannt. Von den Nationalsozialisten seines Postens enthoben, emigrierte er 1939 mit seiner Familie nach England, von wo er bald an die John Hopkins University in Baltimore berufen wurde. 1942 erhielt er eine Professur für neuere Geschichte an der Catholic University of America in Washington, an der er bis 1959 erfolgreich wirkte. Während des Krieges war Engel-Janosi durch die Quellenlage gezwungen, sich mehr mit historiographischen Problemen allgemeiner Natur zu beschäftigen, denen noch heute sein lebhaftes Interesse gilt.

Nach 1945 nahm er jedoch sofort auch seine früheren Forschungen wieder auf und besuchte seit 1949 fast alljährlich die großen europäischen Archive in Rom, Paris und Wien, seiner nie vergessenen Heimat. Die Bestände des Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchivs bildeten die Basis für seine grundlegende Arbeit über Österreich und den Vatikan, deren erster Band 1958 vom Verlag Styria herausgebracht wurde. 1959 kehrte Engel-Janosi an die Universität Wien zurück, obwohl ihm nicht nur die Catholic University, sondern auch andere bekannte amerikanische Universitäten äußerst vorteilhafte Angebote für den Fall seines Bleibens gemacht hatten. Seit dem Herbst 1959 lehrt Engel-Janosi an der Wiener Universität neuere Geschichte, wobei ihm vor allem seine Dissertanten eine besonders sorgfältige und intensive Betreuung danken. Die Thematik und das Niveau seiner Vorlesungen und Vorträge werden von seiner umfassenden Bildung, seiner Vertrautheit mit der Geschichte, Kultur und Kunst der gesamten westlichen Hemisphäre und seiner Sprachkenntnis geprägt.

1960 ist der zweite, abschließende Band, „Österreich und und der Vatikan“ (1903 bis 1918), erschienen. Dieses umfangreiche Werk wird in der ganzen wissenschaftlichen Welt als große Leistung eines der bedeutendsten Historiker gewürdigt, dem allgemein internationaler Rang zuerkannt wird. Friedrich Engel-Janosi, dem in Europa und in Amerika angesehenen und bekannten Gelehrten und Geschichtsschreiber, war und ist auch in schwerster Zeit der verantwortungsbewußte Dienst an seiner Wissenschaft vornehmste Verpflichtung.

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