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FRIEDRICH ENGEL-JANOSI / TREUE ZUR HEIMAT UND GESCHICHTE

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Univ.-Prof. DDr. Friedrich Engel-Janosi feiert am 18. Februar seinen 75. Geburtstag.

Der Jubilar ist einer der vollkommensten Repräsentanten des österreichischen Menschen, wie er oft erträumt und nur selten Wirklichkeit geworden ist. Großer Charme, gepaart mit tiefer Bescheidenheit, die in Wahrheit Ausdruck einer echten Demut ist. Ein immenses Wissen, das niemals aufdringlich erscheint. Ein großer Fleiß, der nicht penetrant wirkt, dazu ein Hauch von Melancholie und ein Hauch von Ironie, die auch vor der eigenen Person nicht halt macht. Eine unwandelbare Treue zur Heimat und zur Geschichte dieser Heimat und eine ebenso unwandelbare Treue zur Kirche, der er angehört, wo-, bei er als vollendeter Österreicher kritisch genug ist, die negativen Seiten in beiden Existenzen nicht zu übersehen.

Der Lebensweg von Professor Engel-Janosi spiegelt diese unwandelbare Treue zur Heimat und Kirche wider. Geboren 1893 in Wien als Sohn einer sehr begüterten Industriellenfamilie, begann Friedrich Engel-Janosi nach seiner Gymnasialzeit Jus an der Wiener Universität zu studieren. Sein Studium wurde durch den Ausbruch des Weltkrieges unterbrochen, den der Jubilar als Offizier in einem Haubitzenregiment mitmachte. Nach dem Ende des Weltkrieges konnte er von 1919 seine Studien mit dem juridischen Doktorat abschließen. Das noch jetzt geltende österreichische Jus- studium verpflichtet den Hörer, sich vielfach mit Geschichte zu beschäftigen. Und so ist es nicht zu verwundern, daß so mancher Absolvent des Jusstudiums sich auch noch dem Studium der Ge schichte zuwendet. Dazu gehörte auch Prof. Friedrich Engel-Janosi, der 1921 das Doktorat aus Geschichte erlangt.

Den Habitus des Jubilars nach ist es nur zu sehr verständlich, daß ihn insbesondere die Geschichte des Ballhausplatzes und der österreichischen Außenpolitik interessierte, sind doch unter Angehörigen dieses Dienstes noch immer die perfektesten Gentle- men zu treffen. So veröffentlichte er eine große Arbeit über den Grafen Rechberg, mit der er sich 1929 an der Wiener Universität habilitierte.

Es folgten Forschungen über die Jugend des Grafen Prokesch- Osten und über den Freiherrn von Hübner, Botschafter Österreichs in Paris und später beim Vatikan. Diese letzteren Forschungen leiteten über zu den weiteren großen Werken, die Prof. Engel-Janosi schuf. In zwei Bänden untersuchte er die Geschichte der Beziehungen Österreichs mit dem Vatikan, und zusammen mit Frau Prof. Erika Weinzierl und Direktor Richard Blaas gab er die politische Korrespondenz der österreichischen Kaiser mit den Päpsten heraus. 1935 erfolgte seine Ernennung zum a. o. Professor an der Wiener

Universität und 1937 zum Austauschprofessor in Rom.

Der aufrechte Österreicher Engel-Janosi wurde natürlich vom NS-Regime sofort seines Postens enthoben. Damit begann auch schon der Weg in die Emigration, denn Prof. Engel-Janosi wollte nicht in einer Heimat leben, deren Vergewaltigung er täglich vor den Augen hätte haben müssen. Er ging zunächst nach England und dann in die Vereinigten Staaten. 1942 wurde er Professor an der katholischen Universität in Washington. Sobald es die Verkehrsverhältnisse erlaubten, besuchte er nach dem Krieg wieder Österreich. Seine endgültige Heimkehr erfolgte allerdings erst 1959.

Die Hörer aller Zeiten waren immer die kritischen Beurteiler ihrer Professoren. Ein Lehrer, der vor diesem Forum bestand, kann sagen, daß das unerbitterlichste Gericht der Welt ihn anerkannt hat. Prof. Engel-Janosi gehört zu jenen Lehrern, die von diesem Gericht das beste Zeugnis bekommen. Aber darüber hinaus kann Österreich den 75. Geburtstag von Prof. Engel-Janosi als einen Tag begehen, an dem es sich erinnert, wie ein Österreicher beschaffen sein soll.

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